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Er nimmt außer der Pollgeut mit ihren Zuflüssen den mit der Eikersley vereinigten Winnenthaler Kanal auf. Endlich ist noch

7. die zwischen der Bönninghardt, den Heesen- und den Labbecker-Bergen befindliche Niederung mit ihren Abflüssen hier aufzuführen. Man hat versucht, dieselbe nach drei verschiedenen Richtungen hin zu entwässern, nämlich nach dem alten Rhein bei Birten durch die Eikers- und die Winnenthaler-Ley, nach der Niers durch die über Sonsbeck und Kervenheim führende Sonsbecker- und Balberger-Ley, und endlich in den Rhein durch das in die hohe Ley sich ergießende Uitflieth. Die Niederung der hohen Ley, welche sich mit ihren Nebenarmen, der Leygrafs- und der niederen Ley, als ein altes Flußbett darstellt, vereinigt sich in der Gemeinde Appeldorn mit der Vynnen'schen Ley, welche mit der in sie einmündenden Pißley ebenfalls einen alten Rheinarm repräsentirt, und ergießt sich bei Calkar in die Kalflack und mit dieser in den Rhein.

Die vorstehend aufgeführten alten Rheinarme bilden die Grundlage des Entwässerungssystems unserer Gegend, indem sie eine Menge kleinerer Gräben in sich aufnehmen. Leider ist aber weder das Längen- noch das Breitengefälle des Kreises bedeutend genug, um – wenigstens ohne kostspielige und schwer durchzuführende Meliorationsanlagen – eine allen Anforderungen. entsprechende Entwässerung zu gestatten.

Da nämlich der Nullpunkt des Pegels bei Uerdingen (unweit der südlichen Kreisgränze) sich       75,1'
und derjenige zu Rees (der Nordgrenze gegenüber) sich       37,9'
über den Nullpunkt des Amsterdamer Pegels erhebt, so beträgt das Längengefälle des Rheinstromes in unserem Kreise, welchem die Thalebene
durchgängig folgt, nur       37,2'
demnach auf die Meile       5,8'
oder auf hundert Ruthen       3,4"

Das Breitengefälle läßt sich nicht genauer angeben. Sieht man von der obenerwähnten Hügelreihe ab, so ist der übrige Theil des Kreises westlich nach der Maas und östlich nach dem Rhein so wenig abgedacht, daß es schwer hält, die Wasserscheide zwischen beiden Stromgebieten überall genau zu erkennen. Man sieht hieraus, daß das für die Entwässerung zu benutzende Breitengefälle des Kreises ebenfalls nur gering sein kann. In der Fossa Eugeniana mag dasselbe von Camp bis Rheinberg etwa 7 Fuß oder 4,2" auf hundert Ruthen betragen. Vornehmlich kommt aber das Längengefälle in Betracht, indem die bedeutendsten Wasserabzüge als alte Rheinarme mit dem Rheine parallel laufen und den Kreis der Länge nach durchschneiden. Von diesen hat nun die Niepniederung, da sie in beständigen Schlangenwindungen fortschreitet, ein äußerst geringes Gefälle; der Moerskanal wird durch die Moerser und die Rheinberger Mühle gehemmt, welche letztere bis zu 18,2' am Weseler Pegel staut; der Winnenthaler Kanal, welcher die Fortsetzung der bei Rheinberg verschlossenen Moersniederung entwässern soll, treibt bei Birten, und die hohe Ley bei Marienbaum eine Mühle, so daß das natürliche Gefälle hierdurch wesentlich beeinträchtigt wird. Dasselbe ist aber auch nicht gleichmäßig vertheilt: während es nämlich an einigen Stellen gänzlich verschwindet, mag es sich an anderen bis zu etwa 4 Zoll erheben. Es ist leicht zu ermessen, daß solche Zustände die fortwährende Thätigkeit der Polizei in Anspruch nehmen: über die in dieser Beziehung getroffenen Maßregeln folgt das Nähere im zehnten Abschnitte.

Wenden wir uns nun aus dem Innern des Kreises zu unserem mächtigen Nachbar im Osten, dem Rheinstrome, so haben wir hervorzuheben, daß die Wasserstände desselben, ungeachtet er mit den alten Rheinarmen von oben her nicht mehr in Verbindung steht, für einen großen Theil des Kreises doch vom höchsten Interesse sind. Zur Beobachtung dieser Wasserstände hat die Strompolizeibehörde an mehreren Punkten, insbesondere zu Ruhrort, Wesel und Rees Pegel gesetzt, welche insoweit untereinander in Übereinstimmung gebracht sind, daß der gleichzeitig beobachtete als ein mittlerer angenommene Wasserstand mit 9 Fuß bezeichnet worden ist. Die Nullpunkte der Pegel liegen dadurch so tief, daß sie, außer in höchst seltenen Fällen, immer unter Wasser stehen. Bei höheren und niederen Wasserständen als 9 Fuß können die Pegel, da die Stromweite überall verschieden ist, selbstredend nicht übereinstimmen. Der Nullpunkt des Amsterdamer Pegels, entsprechend dem mittleren Wasserstande der Nordsee, liegt unter dem Nullpunkte des Pegels zu Ruhrort 64,977, unter dem des Pegels zu Wesel 49,328 und unter dem des Pegels zu Rees 37,933 Fuß. Nachstehend theilen wir die im Auftrage der Strombaudirektion in den letzten 10 Jahren beobachteten höchsten, niedrigsten und mittleren Wasserstände der genannten drei Pegel mit, wobei zu bemerken ist, daß der mittlere Wasserstand eines jeden Jahres durch Division der Zahl der Tage in die Summe aller Pegelbeobachtungen gefunden ist, und daß diese letzteren überall um 12 Uhr Mittags gemacht worden sind.