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welche mit dem je nach der Erndte und den Fruchtpreisen wechselnden Geldbedürfnisse der umliegenden bäuerlichen Bevölkerung zusammenhängen. Der Verkehr der Sparkasse zu Friemersheim ist zu unbedeutend, als daß derselbe zu irgend welchen Folgerungen Anlaß gäbe. Die Einlagen der Sparkasse zu Moers bleiben in den Jahren 1858–60 ungefähr auf gleicher Hohe, sinken 1861 plötzlich um etwa 25%, steigen dagegen 1862 wieder um mehr als 20%. Die Ursachen dieses beträchtlichen Wechsels liegen in dem Anfangs 1860 bei dieser Sparkasse ausgebrochenen Defekte, der zu 12552 Thlr. 20 Sgr. 2 Pf. ermittelt wurde. Zur Deckung desselben wurden flüssig gemacht:

1. aus dem Vermögen des damaligen Rendanten
     
5074 Thlr. 10 Sgr. 6 Pf.
2. Beiträge der Mitglieder der früheren Verwaltung
2701 " 20 " "
3. Zuschuß der Stadtbürgermeisterei
1193 " 5 " 5 "
4. der Landbürgermeisterei
1074 " 24 " 7 "
Summa
10044 " " 6 "
Es blieben demnach zu decken
2508 " 19 " 8 "
Hiervon wurden
1194 " 27 " 11 "

dadurch gedeckt, daß die Schuldner der Sparkasse, welche über die Rückzahlung der aus letzterer entnommenen Darlehen zwar Quittungen des Rendanten, aber ungültige besaßen, 20% ihrer Schulden einzuzahlen, diejenigen Einleger aber, deren Quittungsbücher entweder nur von dem Rendanten, oder nur von diesem und weniger als drei Mitgliedern der Verwaltung unterschrieben waren, 5–20% ihres Guthabens nachzulassen sich bereit erklärten. Der Rest konnte ungedeckt bleiben. Wie die obenstehende Übersicht darthut, ist das Vertrauen zu der Sparkasse, nachdem die Abwickelung der Defektangelegenheit in so befriedigender Weise stattgefunden hatte, in vollem Maaße wiedergekehrt.

In mehreren Orten des Kreises, namentlich in den Städten, bestehen Krankenladen, Sterbeladen, oder auch Kranken- und Sterbeladen, welche, meist schon vor längeren Jahren gegründet, den Zweck haben, bei Todes und Krankheitsfällen ihren Mitgliedern bestimmte Unterstützungen zu gewähren. Die Wirksamkeit dieser in der folgenden Tabelle (Seite 106) zusammengestellten Vereine ist eine sehr wohlthätige[WS 1] und ihre Verwaltung eine so geordnete, daß sie bereits sämmtlich ein mehr oder weniger beträchtliches Vermögen angesammelt haben. Nur der dritte der in der Übersicht aufgeführten Vereine steht nicht lediglich auf eigenen Füßen, indem er Ehrenmitglieder enthält, welche zwar Beiträge zahlen, aber keine Unterstützung erhalten. Außerdem gibt es noch in Xanten einen ähnlichen Verein, die St. Victors Bruderschaft, welche beim Todesfalle eines Mitgliedes 4 Thlr. Sarggelder bezahlt, aber, da sie vorzugsweise gesellige und religiöse Zwecke verfolgt, in der Tabelle nicht mitaufgeführt worden ist.

Bei der geringen industriellen Thätigkeit unseres Kreises ist es nicht für rathsam erachtet worden, durch Ortsstatute den Beitritt zu gewerblichen Unterstützungskassen zu erzwingen, zumal die in nachstehender Tabelle (Seite 107) aufgeführten vorhandenen Kassen dieser Art dem Bedürfnisse zu genügen schienen. Nur die erste der genannten Kassen hat außer den wirklichen auch Ehrenmitglieder. – Auch die Wirksamkeit dieser Vereine ist eine wohlthätige und geordnete.

Bei den Handwerkerinnungen zu Rheinberg bestehen, obwohl die Statuten die Gründung derselben zulassen, ähnliche Kassen nicht, indem fast sämmtliche Mitglieder den daselbst bestehenden allgemeinen Kranken- und Sterbeladen beigetreten sind.

Von der Gemeinde Capellen ist mit Genehmigung des Königlichen Oberpräsidiums ein Hülfs- und Unterstützungs-Verein für Dienstboten, Handwerker und Tagelöhner gegründet worden, welcher am 1. Juli 1862 in Wirksamkeit getreten ist. Der Jahresbeitrag soll einen Thaler betragen, und bezweckt das Statut die Unterstützung und freie ärztliche Behandlung der Mitglieder in Krankheitsfällen, sowie die Zahlung eines Beitrags zu den Beerdigungskosten.

Andere hierher gehörige Vereine und Kassen z. B. zur Beschaffung von Rohstoffen, Werkzeugen und wohlfeilen Lebensmitteln, zur Erleichterung des Absatzes etc. gibt es im hiesigen Kreise nicht. – Über den jedenfalls nicht bedeutenden Umfang der Wirksamkeit von Lebens-Versicherungsanstalten (vorzugsweise ist hier die Gesellschaft Concordia thätig) fehlt es an genügenden Nachrichten.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: wohthätige