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Unter den vorhandenen 46 Elementar-Schulen waren 43 katholische Schulen mit 68 Klassen, bei welchen 55 Lehrer, 2 Lehrerinnen und 11 Präparanden fungirten, sodann 3 evangelische Schulen mit 3 Lehrern. Auf die Stadt kommt eine katholische Elementar-Schule mit 4 Klassen, 2 Lehrern und 2 Lehrerinnen und eine einklassige evangelische Elementar-Schule mit einem Lehrer. Die Vergleichung mit der Aufnahme im Jahre 1858 ergibt für das Jahr 1861 im Lehrerpersonal eine Zunahme von einem Lehrer, 2 Lehrerinnen und einem Präparanden. Die katholischen Elementarschulen wurden von 6098[ER 1] katholischen, 24 evangelischen und 19 jüdischen Kindern, die evangelischen Elementarschulen von 102 evangelischen und 12 jüdischen Kindern besucht. Von der Gesammtzahl der die Elementarschulen besuchenden Kinder, nämlich 6238, kommen demnach durchschnittlich auf jede der vorhandenen 71 Klassen 87 Kinder.

In Heinsberg besteht neben den Elementarschulen eine in den letzten Jahren durchschnittlich von etwa 70 Schülern besuchte höhere Schule mit drei Klassen, einem geistlichen Rektor und zwei anderen Lehrern. Dieselbe hat bis jetzt die erfreulichsten Resultate erzielt, indem manche der Schüler, welche den Cursus der Schule vollständig absolvirt hatten, zum Besuche der Prima der Gymnasien für fähig erachtet wurden.

Veränderungen in der Zahl der Schulverbände sind in den letzten Jahren nicht vorgekommen. Als Änderung in der Eigenschaft der Schulen ist zu notiren, daß die früheren drei katholischen Elementarklassen für Knaben und Mädchen in Heinsberg im Jahre 1861 in zwei Knaben- und zwei Mädchenklassen umgewandelt worden sind.

Der Privat-Unterricht ist von gar keinem Belang. Er kommt nur auf einigen wenigen isolirt gelegenen Gütern vor. In der Stadt, wo er früher häufiger angewandt wurde, ist er in neuerer Zeit, namentlich seit Errichtung der Mädchenklassen, fast gänzlich fortgefallen.

Der Unterricht in weiblichen Handarbeiten ist allenthalben eingeführt, das Turnen fängt an sich Bahn zu brechen und wird in manchen Schulen bereits mit sichtlichem Erfolge betrieben. Sehr zu wünschen wäre, daß, wo es angänglich, den älteren Knaben in den Elementarschulen Unterricht in der Obstbaumzucht und Gartencultur ertheilt würde. Die Kinder würden alsdann schon früh auf eine lohnende Beschäftigung hingewiesen und manchen Rohheiten, welche der Jugend so häufig eigen sind wie z. B. der Beschädigung junger Bäume etc., gänzlich entfremdet.

Für die Aufsicht über die katholischen Schulen bestehen die beiden mit den gleichnamigen Dekanaten zusammenfallenden Inspektionsbezirke Heinsberg und Wassenberg, während in Bezug auf die evangelischen Schulen der benachbarte Kreis Geilenkirchen mit dem hiesigen Kreise zu einem Inspektions-Bezirk vereinigt ist.

Unsere Schulen besitzen kein oder ein nicht nennenswerthes Vermögen. Die Aufwendungen für Schulzwecke geschehen von den Gemeinden und zwar, soweit die Schulgelder reichen, aus diesen, im Übrigen aber durch direkte Leistungen aus den Gemeindekassen. Die Lehrergehälter betragen jetzt fast überall 180 Thlr. nebst freier Wohnung und Garten. Für den ganzen Kreis belaufen dieselben sich pro Jahr auf 12.926 Thlr. Werden hiervon 880 Thlr. als Besoldung der jährlichen mit je 80 Thlr. remunnerirten 11 Präparanden in Abzug gebracht, so bleibt noch ein auf 58 Lehrer und 2 Lehrerinnen sich vertheilender Gesammtbetrag von 12.046 Thlr., so daß das Durchschnitts-Gehalt jedes Lehrers resp. jeder Lehrerin 200 Thlr. beträgt. Die obengenannte Summe der Lehrergehälter mit 12.926 Thlr. wurde aufgebracht

a) durch Schulgeld mit 0.3621 Thlr.,
b) durch Zuschüsse der Gemeinden 0.9275 Th
c) durch Zuschüsse aus Staatsfonds 000.30 Th
Summa
12.926 Thlr.

An Schulhaus-Bauten wurde in dem Zeitraume von 1859 bis 1861 nicht viel getan, nichtsdestoweniger betrugen die Aufwendungen hierfür von Seiten der Gemeinden 4311 Thlr. Am Schlusse des Jahres 1861 waren mehrere Schulbau-Projecte so weit gediehen, daß in den folgenden Jahren auf diesem Gebiete der Verwaltung eine große Thätigkeit zu gewärtigen war.


20. Civil- und Criminal-Justiz.

Heinsberg ist der Sitz eines Friedensgerichts, dessen Bezirk sich über den ganzen Kreis erstreckt. Außer dem Personal bei diesem Gerichte, nämlich dem Friedensrichter, dem Gerichtsschreiber und dem

Errata

  1. Lies 6098 statt 60,98. Siehe Seite 1.
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Wilhelm Leopold Janßen: Statistik des Kreises Heinsberg. , Heinsberg o. J., Seite 29. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Statistik_des_Kreises_Heinsberg.pdf/29&oldid=- (Version vom 24.4.2018)