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Frauen und Mädchen ein gutes Beispiel geben und ein Keuschheitsgelübde ablegen.

Sie erschauerte noch stärker unter der Last des Haifischkopfes und wünschte sich weit, ganz weit weg …

Aber das Schicksal hatte sie nun einmal für diese Rolle vorausbestimmt. Sie wußte, daß es kein Zurück mehr gab, und selbst wenn die Oro-Führer nur ein freventliches Spiel mit ihr trieben, konnte sie ihnen doch nicht entrinnen. Wen die Oro für ein Festmahl ausersehen, war verloren, es sei denn, daß er sich durch Spenden loskaufen konnte, wie es die Frauen der reichen Kanaken taten, die sich mehr als nur zwei Kinder gestatten wollten. Nein, es gab kein Zurück.

Sie betete zu Kowi, dem Gotte der Brandung, und betrat die Höhle, in der die zwölf Oro-Führer schon im Halbkreise bereitstanden und ein zweites mächtiges Feuer angezündet hatten. Vor den qualmenden Feuern war der Thron der neuen Königin, aus roten Korallenstücken und Federn und Menschenhaut hergestellt, auf einem Postament von Lavablöcken aufgebaut. Daneben waren drei pechschwarze Schweine und ein ebenso schwarzer kranichähnlicher Vogel, durch Baststricke gefesselt, am Boden niedergelegt – weibliche und trächtige Tiere – von der Kranichmutter hatte man auch die beiden kaum aus den Eiern geschlüpften Jungen mitgebracht.

Die arme junge Talofa geriet sehr bald durch die Dämpfe des in die Flammen geworfenen

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W. von Neuhof: Stürme um Kap Marga. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1934, Seite 9. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:St%C3%BCrme_um_Kap_Marga.pdf/9&oldid=- (Version vom 1.8.2018)