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hatte, verlor Leben, Schiff und Gattin und Besatzung bei der ersten Reise, auf der er sein einziges Kind mit nach Australien genommen. Weshalb das Schicksal gerade Marga jene Sturmnacht bei Kap York in der gefürchteten Torresstraße hatte überstehen lassen, – weshalb gerade sie so urplötzlich vor die bittere Frage gestellt wurde, sich nun selbst ihr Brot zu verdienen, nachdem der große Luxussteamer sie mehr durch Zufall gerettet und die Versicherungsgesellschaft sich durch schlaue Schachzüge um die Auszahlung der Versicherungssumme gedrückt hatte, blieb ihr ewig unbegreiflich, – allerdings mit der großen Einschränkung, daß Marga dieses „Ewig“ nicht über Gebühr ausdehnte und sich mit den gegebenen Tatsachen sehr schnell abfand. In der Heimat besaß sie nur noch entfernte Verwandte, die sich niemals ihrer angenommen hätten. So packte sie denn ihre Zukunft mit eigenen Händen recht fest und zielbewußt an und gestaltete sie so, wie es für ein halbes und sehr verwöhntes Kind im Bereiche der Möglichkeit lag.

Ihr Leben war schließlich in seiner Endgestaltung nur abhängig von ihr selbst. Zu dieser Erkenntnis gelangte sie früher als manche andere vielleicht begabtere und noch energischere Natur.

Ausgangspunkt ihrer Bemühungen, ihr Leben nach eigenen Richtlinien zu formen, war eine Stellung als Erzieherin bei einer deutschen Farmerfamilie im australischen Busch gewesen. Zwischenstationen stellten die Versuche dar, als Klavierspielerin in einem Kleinstadtkino und als Bardame

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W. von Neuhof: Stürme um Kap Marga. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1934, Seite 74. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:St%C3%BCrme_um_Kap_Marga.pdf/74&oldid=- (Version vom 1.8.2018)