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dieses Zaudern für Schwäche hielt?! Wochenlang hatte dieses Suchen nach der Gefährtin seines Daseins gedauert.

Wochenlang – und war doch der traurigste Mißgriff gewesen!

Hier aber nur Minuten, was Marga betraf. Hier sofort ein Gefühl der Gemeinschaft, das einfach berauschend gewesen. Das ihn, den verschlossenen Brack, hemmungslos sein Innerstes öffnen ließ. Denn wann hatte er wohl einer Fremden derartige Ratschläge erteilt, die er als Preisgabe seines eigenen Ichs ansehen mußte und durfte?! – Noch nie war ihm das widerfahren, selbst nicht vor jenem Fehlgriff. Frauen waren für ihn nie Mittel zum flüchtigen Genuß gewesen, dazu hatte er sich zu hart durch das Leben hindurchbeißen müssen, und dazu stand ihm die eigene, nun längst tote Mutter als stille rührende Repräsentantin echten Frauentums stets vor Augen und zu hoch.

So hatte der nüchterne und kaltblütig abwägende Tim Brack hier diese neue und widerspruchsvolle Umwelt vergessen und hing nur den feierlichen Gedanken an ein Mädchen nach, das schicksalhaft in sein Leben getreten war als nicht mehr fortzuweisende Offenbarung. Brack belog sich nie selbst. Kraftnaturen tun das nicht. Nur die Pfuscher auf der Lebensbühne geben sich mit solchen Mätzchen ab.

Ein wohliges Empfinden überflutete ihn. Er liebte. Er fühlte, wie tief diese Liebe saß, wie wenig sie mit törichter Augenblicksschwärmerei zu

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W. von Neuhof: Stürme um Kap Marga. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1934, Seite 71. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:St%C3%BCrme_um_Kap_Marga.pdf/71&oldid=- (Version vom 1.8.2018)