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brauchte, um den Mann sofort richtig einreihen zu können: Flüchtling aus einer Strafkolonie!! So hatte Brack am ersten Tage geraten und nicht auf gut Glück, denn er tat keinen, wer es auch sei, irgendwie leichtfertig mit vorschnellem Urteil ab. Drei Tage darauf hatte er diesen Neuling an Bord bei der Morgenwäsche – nicht zufällig! – heimlich betrachtet: Das Brandmal auf der Schulter besagte alles!! Tim war seiner Sache nun gewiß, und von da an hatte er sein eigenes Überwachungssystem für Marga durchgeführt, wobei ihm der Kajütboy Pei Feng der einzige und wertvollste Vertraute blieb. Der kleine Chinese hing an Brack mit jener erstaunlichen Dankbarkeit, die bei den Chinesen genau so selten ist wie ein Verzicht auf Rache für erlittene Ungerechtigkeiten und wie die unglaubliche Ausdauer bei der Verfolgung dieser Rachepläne.

Tim Brack schreckte urplötzlich aus seinen Grübeleien hoch.

Er horchte.

Die Schraube lief leer. Die Kolben rasten. Bisher hatte dieser Leerlauf außer Wasser stets nur kurze Zeit gedauert, wie dies bei schwerer See vorkommen kann. Jetzt aber …

Brack sprang mit zwei Sätzen zur Maschine und riß den Hebel herum.

Er war wach wie nie. Er dachte an die arme zarte Marga.

Dann erst kam das Signal des Maschinentelegrafen: „Stoppen!!“

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W. von Neuhof: Stürme um Kap Marga. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1934, Seite 60. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:St%C3%BCrme_um_Kap_Marga.pdf/60&oldid=- (Version vom 1.8.2018)