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der einzige Mensch, der ihr näherstand. Sie drückte seine Hand und nickte ihm herzlich zu.

„Bert, der Heiratsantrag kam etwas sehr überraschend. Ich kann dir heute noch keine bindende Antwort geben, auf beide Fragen nicht, wenigstens jetzt nicht sofort. Es handelt sich doch um eine Entscheidung, die –“ – sie wurde rot und verlegen und stammelte hastig. „Wir wollen uns abends im Wawerley-Strandbad treffen. Hier auf der Brücke kann man doch nicht …“, – und wieder verstummte sie. Sie sah in ihrer lieblichen Verwirrung reizender aus, denn je.

Bert Snider horchte auf. Was er in seinen kühnsten Träumen nie zu erhoffen gewagt hatte, hier schien es Wirklichkeit werden zu wollen. Er merkte ja, daß Marga ihm nur sehr zaghaft auswich und eine Entscheidung – echt mädchenhaft! – hinauszögerte. Das große Glück, das er nun so greifbar nahe sah, verwirrte auch ihn. Er glaubte an seine Liebe, – er war kein schlechter Mensch, er war nur ein Produkt seiner Zeit und der Verhältnisse, die ihn zum kühlen Rechner gemacht hatten. Er drängte sich näher an Marga heran, und seine Hand wurde heiß und bebte leicht. Sie spürte es. Sie hatte noch nie den Versuch gemacht, die Auswirkungen ihrer pikanten und taufrischen Schönheit zu erproben. Spielereien lagen ihr fern. Sie vernahm sein immer undeutlicheres und leidenschaftlicheres Gestammel und geriet mehr aus Unkenntnis dessen, was alles eine Frau sich unter den Liebesbeteuerungen eines bisherigen Freundes einzureden und einzubilden vermag, nun auch selbst

Empfohlene Zitierweise:
W. von Neuhof: Stürme um Kap Marga. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1934, Seite 48. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:St%C3%BCrme_um_Kap_Marga.pdf/48&oldid=- (Version vom 1.8.2018)