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Schneider, der vorhin mit Aufbietung aller Kräfte und mit größter Selbstlosigkeit die Schiffbrüchigen geborgen hatte, war in diesen letzten zwei Stunden ein anderer geworden. Er hatte sich darauf besonnen, daß es außer der eigenen Person auch noch Mitmenschen gab, die einen Anspruch hatten, sich für sie einzusetzen und sie fühlen zu lassen, daß die Welt nur bestehen könnte, wenn der einzelne sich seiner Pflichten gegenüber der Allgemeinheit bewußt sei, mit einem Wort, Bert war aus der vielleicht bequemen und gewinnbringenden, aber immer nur farblosen und schmutzigen Haut der schrankenlosen Selbstsucht herausgeschlüpft und hatte in knappen zwei Stunden einen Umformungsprozeß an sich und in sich durchgemacht, zu dem sonst Jahre gehören oder der nie eintritt und nie vollendet wird.

Inwieweit ihm dabei die ganzen Umstände und seine schlechten Erfahrungen mit dem heimtückischen Consort und seine Neigung zu Marga zugute gekommen waren, untersuchte er nicht weiter. Er hatte auch an anderes zu denken. Jedenfalls bewies diese Wandlung, daß sein ureigenster Wesenskern unverdorben geblieben und er immer noch fähig war, jenen Idealismus aufzubringen, der ihm in der Fremde im Daseinskampf verloren gegangen war.

Er hatte jetzt nur eine Sorge: Sein Werk glücklich zu Ende zu führen!

Die Schiffbrüchigen waren geborgen, er hatte sie vorläufig von der Insel ferngehalten – so

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W. von Neuhof: Stürme um Kap Marga. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1934, Seite 287. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:St%C3%BCrme_um_Kap_Marga.pdf/287&oldid=- (Version vom 1.8.2018)