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in das Haus zurückkehrte, war sie völlig verstört und niedergebrochen.

Mac Gory wußte bisher nichts von den Gebräuchen bei einem solchen Racheakt, – er begriff zunächst nichts von Talofas Verzweiflung und von ihrem Widerwillen, die gewohnten Zeremonien abzuhalten. Er tröstete die Weinende und erfuhr dann endlich die Wahrheit: Die Oro-Königin war verpflichtet, das Kind der ledigen Mutter zu töten, und dies durch einen Stich in die Brust und vor aller Augen bei einem Feste, das durch Gelage und durch das Verspeisen des Ermordeten und durch die gewohnten Ausschweifungen nach marquesanischer Anschauung seine Weihe erhielt. Der Mutter des Kindes geschah nichts. Auch das war altes Gesetz.

Und diese Mutter fand sich nun plötzlich und ganz heimlich mit ihrem dem Tode geweihten Säugling vor der Behausung Talofas ein und rief und flehte, bis sie eingelassen wurde. Allan verbarg sich schnell unter der Terrasse.

Die junge Mutter hatte das Geheimnis der Oro-Königin erraten und drohte, in ihrer Angst um ihr Kind, mit der Preisgabe ihres Wissens vor den zwölf Oro-Großen, falls Talofa sie und den Säugling nicht rette.

Wäre Talofa noch dieselbe gewesen, die sie vor Monaten vor Mac Gorys Auftauchen auf Fatu Hiwa war, dann würde sie sich keine Minute besonnen haben und hätte die junge Mutter getötet. Doch ihre Anschauungen über Selbsthilfe

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W. von Neuhof: Stürme um Kap Marga. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1934, Seite 28. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:St%C3%BCrme_um_Kap_Marga.pdf/28&oldid=- (Version vom 1.8.2018)