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Er stand vor ihr, und plötzlich – er wußte selbst nicht, woher es ihn anflog – plötzlich hatte er das Verlorene wiedergefunden.

Er lächelte, – sein Lächeln, und das war wie Medizin für ihn und andere, das bestach, das nahm sofort für den Mann ein. Es lag so unendlich viel Liebes und Gutes darin, unendlich viel Nachsicht und eine große weiche Wehmut, die ohne alle Bitterkeit war.

Marga war es, als ob Wochen versänken und als ob sie wieder auf der Brücke in Sidney stände und ihn sprechen hörte: „Elfmal greift man nur Staub oder eine Spielmarke statt des erhofften Goldes, beim zwölften Male greift man vielleicht doch das erhoffte Glück oder den ersehnten Erfolg!“

So etwa hatte er gesprochen. Und was war geworden?! Das Glück kam nach vielen Irrungen und nach vielen eigenen Wirrungen, und war doch nur ein Verzichten auf den mühsamen Fund.

Marga spürte nun auch den tiefen Sinn seines Lächelns, dieses überlegenen weltweisen Schmunzelns. Es galt ihm selbst und sollte ihm die innere Sicherheit geben, – es galt seinem Siege über sich selbst und über die Irrwege des Schicksals. Nur so konnte es auch geschehen, daß sie seine Frage, ob er neben ihr Platz nehmen dürfe, ohne jede Scheu bejahte und eine Ausgeglichenheit fühlte, die sie reif machte für das, was nun folgen würde. Auf ihrem Krankenlager war ihr die Einsicht gekommen. Auf die Minuten der Empörung, auf ihre schroffen Worte, mit denen sie ihn

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W. von Neuhof: Stürme um Kap Marga. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1934, Seite 245. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:St%C3%BCrme_um_Kap_Marga.pdf/245&oldid=- (Version vom 1.8.2018)