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Daß gerade in dem so abgezäunten Becken sich sehr viel Fische in voller Sicherheit vor den Haien umhertummelten, – daß diese farbenprächtigen Fische nicht alle harmlos waren, – Marga dachte nicht daran oder wußte es nicht. Sie war froh, daß sie hier die Sorgen vergaß, die sie sich zum Teil selbst aufgebürdet hatte, weil sie nun einmal das Leben so überaus ernst nahm und nicht blind dahinwandelte, sogar der Umwelt zu viel Beachtung schenkte und so sehr zum Grübeln neigte.

Eine gewisse Schwerblütigkeit haftete ihr an, auch ein allzu stark ausgeprägtes Verantwortlichkeitsgefühl. Was eine Frau an Macht besaß, hatte sie an Bert gemerkt, – früher war es ihr nie bewußt geworden, daß die Liebe oder die Begierde dem Weibe im Kampfe der Geschlechter stets ein Übergewicht verleiht. Und hier nun auf der Tabu-Insel – und das waren ihre Sorgen und Seelennöte! – hier hatte sie heute herausgefühlt mit jenem nunmehr geweckten Instinkt der Frau, die sich ihrer Reize klar geworden, daß nur sie die Ursache der Verstimmungen war, die drüben in dem Hause der Liebe allmählich immer stärker zutage traten.

Sie als Weib war der Zankapfel zwischen Männern, die einer dem andern das einzige Weib in dieser Schicksalsgemeinschaft nicht gönnten. Es war so! Darüber durfte sie sich nicht länger täuschen, danach mußte sie sich richten, um noch ärgeres Unheil zu verhüten. Sich richten! Aber wie? Welche Richtlinie war ihr gegeben?! Keine! Und das fühlte sie …

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W. von Neuhof: Stürme um Kap Marga. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1934, Seite 196. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:St%C3%BCrme_um_Kap_Marga.pdf/196&oldid=- (Version vom 1.8.2018)