Seite:Stürme um Kap Marga.pdf/134

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Abendessen herrichten wie zur Feier der Rückkehr eines verlorenen Sohnes. Armer, treuer Alter! Er mag insgeheim hoffen, daß wir beide Arm in Arm bei ihm erscheinen. Er irrt sich. Nie waren sich zwei Menschen fremder als wir, Evy, – auch das vergiß nicht!“

Er wandte sich ab und erstieg den kaum erkennbaren Pfad, der zu Evys Heim emporführte. Sein ihn erniedrigendes Brandmal auf der Schulter schien wieder in frischen Schmerzen aufzuleben. Er hatte die Lippen fest zusammengepreßt, und sein faltiges Gesicht war hart wie Stein, – die Schicksalsrunen auf seiner Stirn lagen tiefer denn[1] je und zogen sich bis zu den ergrauten Schläfen hin. Guy Trebbers voller Scheitel war sogar von schneeweißen Strähnen durchkreuzt und leuchtete stellenweise silbern wie die Firnen jener Berge, die sich dem menschlichen Wagemut trotzig und unnahbar entgegenstemmen. Aber das Mädchen, das ihm folgte, betupfte sich heimlich immer wieder die Augen und fand in ihrem aufgescheuchten Denken keinen Ausweg aus dieser doppelten Seelennot.


  1. Vorlage: den
Empfohlene Zitierweise:
W. von Neuhof: Stürme um Kap Marga. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1934, Seite 134. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:St%C3%BCrme_um_Kap_Marga.pdf/134&oldid=- (Version vom 1.8.2018)