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und in den Lumpen und nach den sechs Monaten Strafkolonie nicht sofort wiedererkannt hast, wundert mich nicht.“ Seine Stimme wurde wieder bitterer, und bitterste Selbstironie war es, als er hinzufügte:

„Ich kenne mich zuweilen ja selbst nicht mehr wieder! Nur dann, wenn ich wie jetzt daran erinnert werde, daß es einmal eine Zeit gab, wo ich nicht Guy Trebber hieß.“

Ein schmerzlicher Zug erschien auf seinem so arg zerfurchten Gesicht. Er war alt geworden. Tiefe Falten zogen um Mund und Augen und Kinn, und seine Stirn war wie gekerbt von Hautwülsten. Er wußte, wie er sich verändert hatte. Er war nicht mehr der Mann von einst, der all seine Tatkraft in den Dienst Fremder gestellt hatte in der Hoffnung, dereinst das zu erringen, was ihm insgeheim Lebensinhalt bedeutet hatte.

Evy war die Veränderung in seinen Zügen nicht entgangen. Es drängte sie, ihm ein liebes, zärtliches Wort zu sagen und so die Wege wieder zu ebnen, die einst für beide nur ein Weg gewesen. Aber sie dachte an all das andere, was sich nun als Scheidewand zwischen ihnen erhob und für das Harry kaum die rechte Einschätzung haben konnte. Wie sollte er auch?! Er wußte ja nichts von ihrem großen Leid, von ihrer Angst vor einer dunklen Zukunft, – nichts davon, daß dieses Leid sich nun für sie in ein unaussprechliches Glück verwandelt hatte – hier in der Weltabgeschiedenheit der Tabu-Insel! Er würde nur immer an den

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W. von Neuhof: Stürme um Kap Marga. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1934, Seite 131. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:St%C3%BCrme_um_Kap_Marga.pdf/131&oldid=- (Version vom 1.8.2018)