Seite:Stürme um Kap Marga.pdf/13

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

hatte, Allan schob sich aus seinem Versteck hervor und setzte sich neben die Weinende, die ihn sofort angstvoll umklammerte. Sie sorgte sich nur um ihn – ihr eigenes Leid war vergessen.

Mac Gory, ein Schotte von Geburt, jung, kräftig und voller Dank für seine Retterin, hatte neben anderen Vorzügen des Geistes die seltene Gabe, selbst diesem unverfälschten Naturkinde ein Lehrer und Berater und ein Deuter der Anschauungen der Europäer zu werden.

Das Sprachtalent der Kanaken der Marquesas beschränkt sich merkwürdigerweise auf das für andere so schwierige Englisch. Wie es kommt, daß die Kannibalen jener Inseln gerade das Englische überaus schnell erlernen, dafür gibt es keine einleuchtende Erklärung. Die Tatsache bleibt: Ein Volk, das noch Mitte des vorigen Jahrhunderts nichts von seinen unmenschlichen Sitten und Gebräuchen preisgegeben hatte, begriff mit dem Erscheinen der ersten Europäer, die ihre gierige Hand auf die reichen Eilande legten und sich mit Waffengewalt zu deren Herren machten, in allerkürzester Zeit die fremde Sprache und vermochte sich mit den Unterdrückern seiner Freiheit ohne Dolmetscher zu verständigen. Talofa hatte das Englische wirklich spielend gelernt.

Talofa, neue Königin der Oro, hing nun am Halse ihres Geliebten und beichtete ihm all das, was sie ihm bisher nicht anzuvertrauen gewagt hatte, weil sie gefürchtet haben mochte, er könnte sie empört und angeekelt von sich stoßen. Bisher hatte Allan Mac Gory die ungewissen Andeutungen

Empfohlene Zitierweise:
W. von Neuhof: Stürme um Kap Marga. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1934, Seite 13. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:St%C3%BCrme_um_Kap_Marga.pdf/13&oldid=- (Version vom 1.8.2018)