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schien draußen. Aber wo … wo …?! War es nur eine Sehtäuschung oder lag sie hier wirklich in einer kahlen Felsenhöhle?!

Das Denken wurde ihr schnell zur Pein. Sie war unfähig, einen klaren Gedanken zu fassen. In ihren Ohren brauste und zischte das Blut. Irgendwo meldete sich mit andauerndem Rauschen die Brandung. Sie gab das Denken auf. Sie spürte nur dem rein körperlichen nach: Nässe, Kühle und ein hartes Lager und überall Schmerzen. Mit diesen Feststellungen gab sie sich zunächst zufrieden.

So dämmerte sie denn still und mit geschlossenen Augen vor sich hin und war froh, daß der entsetzliche Brechreiz aufgehört und daß sie sogar Hunger hatte, – Appetit auf irgend etwas scharf Gewürztes. Sie ahnte nicht, daß die Besserung ihres Zustandes nur einem Mittel zu danken war, das ihr Pei Feng eingeflößt hatte.

Zu ihrer weiteren Beruhigung vernahm sie nun auch die leider allzu melodische Stimme ihres Chefs. Und diese so wenig männliche und doch so verführerische Stimme regte ihre Gedanken zu einem neuen Versuch an, die allerjüngste schreckvolle Vergangenheit sich klarer ins Gedächtnis zurückzurufen. Es gelang wieder nicht. Nur die fernere Vergangenheit meldete sich mit unvergessenen Eindrücken. Solwy Consort hatte noch nie – darin war der gute Bert Snider, der eigentlich Schneider hieß – ja, darin war Bert doch einem bedauerlichen Irrtum zum Opfer gefallen – ihr Denken zerflatterte, sammelte sich aber wieder

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W. von Neuhof: Stürme um Kap Marga. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1934, Seite 101. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:St%C3%BCrme_um_Kap_Marga.pdf/101&oldid=- (Version vom 1.8.2018)