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wohnen ließ und das er dann wieder veräußerte. Von Georg Christoph wissen wir nur noch, daß er sieben Kinder hinterließ, es kann ihm also im Leben nicht schlecht gegangen sein, und wir dürfen wohl hieraus schließen, daß auch er wie seine beiden Brüder einer der geschicktesten Goldschmiede seiner Zeit in Dresden gewesen ist. Melchior hat die Mitarbeit dieses seines Bruders an dem Kabinettstück mit dem Triumph des Bacchus ausdrücklich auf einer auf der Rückseite des Sockels angebrachten gravierten Platte anerkannt. Er hebt dabei ausdrücklich hervor, daß zu diesem Werk beide Brüder sich in Eintracht vereinigt hätten. Doch aber hielt es Georg Christoph für angebracht, seine Arbeit daran noch besonders hervorzuheben, indessen an so versteckter Stelle, daß diese lateinische Inschrift vermutlich sein Bruder Melchior selbst nicht bemerkt hat. Vorn unter dem Rahmen des Triumphzugs des Bacchus ist in der Mitte eine Konsole angebracht mit einer emaillierten Decke, darauf steht eine silberne brünierte Opfervase. Als nun bei der Reinigung des Kabinettstücks diese Decke entfernt wurde, kam die auf der Konsole eingravierte Inschrift zum Vorschein: Hoc opus elaboravit et absoṽit Mens. Juny 1728 / Georg Christoph Dinglinger. Zweifellos also hat dieser als Goldschmied die Ausführung der einzelnen Teile und deren Zusammenfügung im Auftrag seines Bruders durchgeführt. Der Inschrift fehlt das Wort: Invenit. Die Erfindung des Werkes konnte er sich also nicht zuschreiben. Diese aber ist unverkennbar das Eigentum Melchiors, und zwar nicht etwa bloß der einzelnen gedanklichen Motive, sondern auch ihrer Formen. Das lehrt der Vergleich mit seinen anderen Werken. Von Georg Christoph ist nirgends bezeugt, daß er auch Steinschneider gewesen wäre, Melchior aber nennt sich, wie erwähnt, an dem Tempel des Apis den ersten Steinschneider des Königs. Das kann dort nicht Bezug haben auf die vielen kleinen dekorativen Gemmen, zu deren Anfertigung handwerkliche Kräfte ausreichten, sondern gerade nur auf die einzige große geschnittene Sardonyxplatte. Hat Melchior aber diese hergestellt, dann ist er auch der Urheber der Sardonyxplatte mit dem Triumphzug des Bacchus. Ebenso hat deren Kalksteinsockel mit seinen so überaus lebendig erfaßten Figuren der Bacchantin und des Satyrn mannigfache Übereinstimmungen mit seinen anderen in Kalkstein und weicheren Materialien geschnittenen Werken. In gleicher Weise lassen sich für das kraftvoll gewundene und verschlungene silbervergoldete Schweifwerk um den Rahmen des Kameo herum die Vorstufen schon an Melchiors Zierschalen wahrnehmen. Dieses Schweifwerk in