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der Öffnung läßt im Verein mit der ganzen Fassung die Silberarbeit noch vor die Mitte des 16. Jhdts. versetzen. Die beiden anderen Gefäße sind nur durch ihre gesprenkelte Glasur von dem Töpfer verziert und wirken nur durch ihre reinen Formen. Der rötlich gesprenkelte bauchige Deckelkrug gehörte noch zum Besitz des Kurfürsten August und seiner Gemahlin Anna, worauf die Anfangsbuchstaben an der Fassung der Öffnung hinweisen. Das läßt auch darauf schließen, daß die Fassung des Krugs im Lande von einem Dresdner Silberschmied hergestellt wurde. Der reiche Reliefschmuck des gegossenen Deckels und des Henkelbeschlags bekundet in seinen guten Renaissanceformen einen tüchtigen Meister, als den ich den Dresdner Valentin Grefner nach Maßgabe seiner übrigen Arbeiten erkenne. In England kommen solche Krüge häufiger vor, sie werden dort als im Lande entstanden angesehen. Mir ist indessen wenig wahrscheinlich, daß der Dresdner Krug hierher aus England sollte gelangt sein. Zu jener Zeit wurden schon in Waldenburg in Sachsen-Altenburg vielgeschätzte Töpferwaren hergestellt, zu denen auch unser Krug zu gehören scheint. Es können diese Waren sehr wohl damals schon nach England exportiert worden sein. Die blaugesprenkelt glasierte Kanne ist erst durch ihre silbervergoldete Fassung zu einer solchen umgestaltet worden (Tafel 61, 3). Es scheint, sie hatte ursprünglich auch einen Fuß aus Ton, der dann abgeschlagen wurde. Ihre der Form des Gefäßes gut angepaßte Montierung ist durch ihre Marken als die Arbeit des Dresdner Silberschmieds Martin Borisch, der 1613 Meister wurde, bestimmbar.

Noch seltener als Tongefäße sind in Deutschland die Glasgefäße durch silbervergoldete Fassung zu Prunkgeräten erhoben worden. Die beiden mittelalterlichen emaillierten orientalischen Gläser (Tafel 1) verdanken ihre Fassung ihrer Wertschätzung als Erzeugnisse eines fernen Landes, aus dem sie unter Schwierigkeiten hierhergelangt waren. Die deutschen emaillierten Trink- und Prunkgefäße aus Glas, die besonders in Sachsen für die Hofkellerei in großer Anzahl hergestellt wurden, wurden als solche hinreichend geschätzt, sie sind nur selten durch andere Zutaten ausgestattet. Geschliffene und geschnittene Glasgefäße wurden in Deutschland erst mehr hergestellt, seit Kaiser Rudolph II. aus Italien die Kunst der Bearbeitung des Bergkristalls in Prag heimisch gemacht hatte. Wir haben indessen keine Beispiele dafür, daß solche Glasgefäße die Stelle der Bergkristalle eingenommen hätten. Die venezianischen Ziergläser waren auch so kunstvoll geformt, daß sie einer Fassung entbehren konnten.