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Bis in welche Vergangenheit zurück die Zeit der Entstehung einzelner dieser Werke zu setzen ist, das läßt sich nicht in jedem Fall feststellen. Aber das ist zweifellos, daß uns in den Sammlungen und Kirchenschätzen noch sehr viele Werke erhalten sind, die ihre Form schon im Altertum erhielten, während die Fassung wiederholt gewechselt haben mag, bis dann ihr Einmünden in einer der Schatzkammern die zuletzt ihr gegebene Form bewahrt hat. Während die Werke aus Gold und Silber, weil sie aus dem stets hochgeschätzten und stets wieder umzuschmelzenden Edelmetall bestanden, in unendlich großer Zahl dem Untergang geweiht waren und meist nur die in den Schoß der Erde gebetteten Stücke eine längere Lebensdauer erhielten, sind die Gegenstände, die aus Steinen und anderen Naturstoffen bearbeitet waren, vor Veränderungen vielfach bewahrt geblieben, allerdings läßt sich vermuten, daß auch die größte Masse dieser Stücke zerstört worden ist. Wie in der antiken Welt, so ist auch in den späteren Zeiten der fürstliche oder private Besitz ein Bewahrer von nicht so langer Dauer gewesen, wie der Besitz von Tempeln und Kirchen. Mit dem Untergang der alten Götter ist auch der ihnen in den Tempeln geweihte Schatz an Kunstwerken und Kostbarkeiten teils zerstört, teils in alle Welt zerstreut worden. Die christliche Kirche hat dann manches davon zugewiesen erhalten, aber unendlich viele Kirchenschätze sind wiederum der Plünderung verfallen und haben darauf oft genug wieder die Besitzer gewechselt, bis endlich die öffentlichen Museen für das, was die Freude an der Schönheit und Kostbarkeit jener Werke erhalten hat, die großen Sammelbecken wurden. Auch die Schatzkammern der Fürsten sind zumeist öffentlicher Staatsbesitz geworden und so bietet heute der Besitz der Kirchen und der staatlichen Sammlungen auch die größte Gewähr dafür, daß die dorthin übergegangenen Werke auch noch die längste Dauer ihrer Erhaltung finden werden. Mit dem Übergang dorthin hat sich im Lauf der Zeiten auch eine allmähliche Sichtung des Bestandes vollzogen, indem zumeist die nur durch ihren Kunstwert und ihre Kostbarkeit und oft zugleich auch durch ihre geschichtliche Bedeutung bemerkenswerten Stücke dieser Art erhalten geblieben sind.

Wo nicht besonders hervortretende formale, stilistische oder technische Merkmale vorhanden sind, wird das hohe Alter vieler Stücke aus Steinen oder reinen Naturformen nicht mehr festzustellen sein, wenn wir auch wissen, daß die gleichen Stoffe schon in den frühesten Zeiten verwendet wurden. Wo