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bedeutender Vorzug vor dem mit Coaks gehütteten gegeben wird.

Die ersten zwei Stunden, welche wir dem Laufe der Lahn folgen, bieten nichts Bedeutendes – ein vom Bache durchschlängelter Wiesengrund, auf beiden Seiten von meistens waldigen Anhöhen eingeschlossen. Die ersten Wohnungen, welchen wir begegnen, heissen das welsche Gehäu, ein paar Häuser, deren eigenthümlicher Name auf ihren Ursprung deutet. Denn hier wurden im Jahre 1714, als das waldreiche Wittgensteiner Land noch mehr von Wald überzogen war, waldeckische Köhler angesiedelt, deren fremdartiger Dialekt diesem Mittelpunkt der Köhlerei seinen Beinamen gegeben hat. Weiter abwärts abermals mehrere kleine Häuser, die Glashütte genannt. Die vor Zeiten hier befindliche Glashütte, von der sich bei einzelnen Familien der umliegenden Dörfer noch Gläser als hochgeschätzter Hausrath vorfinden sollen, ist jedoch schon im Jahre 1648 zerstört worden. Der nächste Ort, welcher sich am Rande des Thals und an der Ausmündung eines Nebenthälchens ausbreitet, Volkholz, ist weit früheren Ursprungs; denn er kommt schon um das Jahr 1400 als Fulkeulze in einer Urkunde vor. Hier treibt die schon durch mehrere Zuflüsse verstärkte Lahn die erste Mühle.

Nach einer kleinen Stunde gelangt man auf chaussirtem Weg, der, in Yolkholz in das Lahnthal einmündend, dieses mit dem oberen Eder- und Siegthale verbindet, an einen Punkt, wo rechts und links der Lahn bedeutendere Bäche zufliessen; hier, wo die Berge etwas weiter auseinander treten, liegt das erste Pfarrdorf, dem wir auf unserer Wanderung begegnen, das schon im Jahre 1343 als Vädingen in Urkunden vorkommende Feudingen. Das bedeutende Alter dieses Ortes wird übrigens dem Besucher schon durch die in kunstgeschichtlicher Beziehung sehr beachtenswerthe Kirche zur Gewissheit. Denn wenn auch ihr Thurm, wegen Baufälligkeit

Empfohlene Zitierweise:
August Spieß: Das Lahntal von seinem Ursprung bis zur Ausmündung nebst seiner nächsten Umgebung. Verlag von L. J. Kirchberger, Dillenburg 1866, Seite 6. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Spiess_Das_Lahnthal.pdf/39&oldid=- (Version vom 1.8.2018)