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Jahr 1367 zu Hülfe gerufen, bemächtigte sich „mit süssen Worten“ der Stadt.

Des voglers pfeiff gar süse sang,
Da er thete den vogelfang.

bemerkt die Limburger Chronik dabei. Doch verlor er die Stadt nach drei Jahren wieder. Die Söhne eines 1409 verstorbenen Grafen Otto, Bernhard II. und Johann wurden die Stifter, ersterer der Linie Braunfels mit Greifenstein, Hungen und Wölfersheim, und letzterer der Linien Lich-Hohensolms, Laubach und Rödelheim. Die Reformation wurde in der Grafschaft Solms-Braunfels von Philipp und dessen Sohn und Nachfolger Conrad, dem Schwager Wilhelms des Verschwiegenen von Nassau-Dillenburg, eingeführt. Man kennt die letzten Worte dieses hochherzigen Mannes, als ihn die meuchelmörderische Kugel Gerards in Delft getroffen: „Mein Gott, erbarme dich meiner und deines armen Volks!“ Hier mögen als Parallele, welche dasselbe edle, für das Wohl des Volkes schlagende Herz der Schwester bekundet, die Worte der Gräfin Elisabeth stehen, welche sie in ihrer Sterbestunde (1603) gesprochen hat: „Will auch nun den Unterthanen semptlich eine gute Nacht sagen und sie dem allmechtigen Gott befehlen, dem ich sie dann allezeit von Grund meines Herzens biss auf diese Stund befohlen hab, also von Herzen, als meinen eignen Leib, als meine eigne Kinder, die ich unter meinem Herzen getragen hab, dass der getreue Gott sie gnediglich wolle behüten an Leib und Seel und ihre Herzen und Thun allzeit regieren durch sein Wort und Geist.“ Im Jahre 1603 fand eine neue Theilung der Länder statt; von Conrads Söhnen erhielt Johann Albrecht Braunfels, Wilhelm Greifenstein, und Otto Hungen. Von den späteren Gliedern des Solmsischen Hauses haben sich der Sitte der Zeit gemäss, zumal die nachgeborenen Söhne, häufig in auswärtige Kriegsdienste begeben, und zum Theil rühmlich in denselben ausgezeichnet. Im dreissigjährigen

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August Spieß: Das Lahntal von seinem Ursprung bis zur Ausmündung nebst seiner nächsten Umgebung. Verlag von L. J. Kirchberger, Dillenburg 1866, Seite 82. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Spiess_Das_Lahnthal.pdf/115&oldid=- (Version vom 1.8.2018)