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suchen sie Preußen und in den Zigarrenkisten Maschinengewehre! Kosaken drangen in die Küche, forderten Weißbrot, etwas das wir seit Wochen nicht gesehen, selbst die alte Frau Pfarrer und mein Schwiegervater mußten immer das ganz grobe Schrotbrot essen. - Überall wimmelte es wieder von Russen, in Wolfshagen liegen zwei Divisionen, wo sind wieder alle Deutschen? Immer wieder frägt man sich: wird es hier zur Schlacht kommen? Es kann kaum anders sein.

Am 4. September waren wieder viele Russen hier, immer wieder andere Trupps, Kosaken und Infanteristen immer abwechselnd. Hätten wir nicht den Zettel vom General, erklärten heute 12 Infanteristen, wären wir längst ausgeplündert. Im Dorf haust die Bande toll, nimmt den Leuten noch das Letzte, zerschlägt die Sachen, zerschlitzt die Wäsche und haust schlimmer wie Vandalen. In Barten soll es auch toll aussehen, einige Gebäude sind abgebrannt und die anderen zum Teil ausgeplündert und demoliert. Ein Flieger flog wieder über uns nach Wolfshagen zu, er wurde von Russen, die im Park lagerten, tüchtig beschossen. Nachts ist immer der halbe Himmel rot, es müssen große Brände sein, die so leuchten. Ob uns auch der Zettel des Generals vor diesem Schrecklichen bewahrt?

Um 11 Uhr vormittags erschienen dieselben 12 Infanteristen total betrunken. Sie behaupteten,

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Sally Innes Siegfried: Aus der Russenzeit Ostpreußens. Verlag von Hapke & Schmidt, Berlin 1915, Seite 35. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:SiegfriedAusDerRussenzeitOstpreussens.pdf/45&oldid=- (Version vom 1.8.2018)