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versprochen. Solch einen Unsinn mußte man nun mit anhören und wußte nicht, wieviel davon Wahrheit und wieviel erlogen. Der ganze Krieg wäre überhaupt nur Spielerei, ja Mukden, das wäre eine Schlacht gewesen, die hätte acht Tage gedauert und es wären auf jeder Seite 100 000 Tote gewesen; er wäre auch dabei gewesen. Es hätte immer geheißen, die Deutschen wären so stark, feige wären sie, liefen immer davon u. dgl. mehr. Ich dachte, „na warte nur, du wirst sie schon anders kennen lernen“. - An dem Tage kam noch ein ganzes Armeekorps, vier Divisionen, hier durch, alle Wege waren schwarz von Soldaten; sie erzählten, hier oben wäre zu viel Militär, sie zögen nun alle nach Warschau; es hatte den Anschein, als ob die Leute das alles selbst glaubten und von der Niederlage der Russen bei Tannenberg keine Ahnung hatten. Wir erfuhren auch erst am 8. September davon.

Am 31. August haben 4000 Mann um und auf dem Hof im Biwak gelegen, im Hause hatten wir acht Offiziere. Zuerst hieß es, es kämen zwei Generäle, darunter der kommandierende General und mehrere andere Offiziere. Die acht Offiziere, die wir schließlich hatten, waren aber schon mehr Räuberbanden. Zuerst aßen sie mit uns Abendbrot, zwei Ärzte konnten recht gut deutsch sprechen, einer hatte ein Jahr in Berlin in der Charité gearbeitet,

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Sally Innes Siegfried: Aus der Russenzeit Ostpreußens. Verlag von Hapke & Schmidt, Berlin 1915, Seite 23. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:SiegfriedAusDerRussenzeitOstpreussens.pdf/31&oldid=- (Version vom 1.8.2018)