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Raum fuhr ich vor das vermauerte Loch alles mit Torf voll. Nun waren wir für die Russen gewappnet, die Gewehre waren im Komposthausen vergraben. Ich sagte immer, ist die Arbeit umsonst, desto besser, dann graben wir mit Freuden alles wieder aus. Mittags sahen wir die ersten russischen Patrouillen vorbei sprengen. Am Dienstag den 25. vormittags kamen Leute aus dem Dorf und erzählten, eben wären zwei Österreicher zu Pferde im Dorf und wollten etwas zu essen haben. Mir kam die Sache wunderbar vor, wenn auch immer davon gefabelt wurde, Österreicher kämen uns zu Hilfe. Es dauert nicht lange, kommen zwei Reiter auf den Hof, ich gehe heraus, spreche sie an, merke aber gleich, daß es Russen sind, Infanteristen zu Pferde, die kein Wort deutsch konnten. Sie ritten gleich weiter; aber dicht am Garten auf der Chaussee[WS 1] fielen Schüsse und wie sich nachher herausstellte, wurden dort vier junge Leute erschossen. Es waren Flüchtlinge, die auf unserer Wiese schon seit mehreren Tagen Vieh und

Pferde weideten. Die Kosaken hatten sie zuerst ans Pferd gebunden, trotz des Flehens und Weinens der Mutter des einen, hatten sie einige hundert Meter mitgeschleppt, und als sie nicht weiter konnten, sie auf unserm Kleefeld erschossen. Der eine lebte noch mehrere Stunden unter furchtbaren Qualen, bis ein anderer Kosak am Nachmittag ihm

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Chausse
Empfohlene Zitierweise:
Sally Innes Siegfried: Aus der Russenzeit Ostpreußens. Verlag von Hapke & Schmidt, Berlin 1915, Seite 8. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:SiegfriedAusDerRussenzeitOstpreussens.pdf/12&oldid=- (Version vom 1.8.2018)