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recht heran. Die ganze Milch mußte im Hause verarbeitet werden, da die Meierei aus Mangel an Personal geschlossen war. - Aber was waren alle diese Kleinigkeiten im Verhältnis zu dem Herzweh, das man bei dem Gedanken an unsere geliebte Provinz empfand. Kein deutscher Soldat war seit Wochen zu sehen gewesen, wo war denn unsere Armee? Sie mußte hinter die Weichsel gegangen sein, denn sonst hätten wir doch nach Angerburg zu etwas davon sehen müssen, da war ja der Anfang der berühmten Seenkette und vorher hatte es geheißen, da käme keine Maus lebendig durch, so hätten sich unsere Truppen dort befestigt. Und nun marschierten die Russen schon auf Drengfurt zu, ohne daß man auch nur einen Kanonenschuß gehört hätte? Nur nach Lötzen zu hörte man die Kanonen donnern. - Zu Hause angekommen brachte ich erst die alte Frau Pfarrer unter. Ich hatte sie schon auf einem Wagen unterwegs getroffen; sie wollte mit anderen Bekannten fliehen, ohne Ziel nur nach Pommern zu, tage- und wochenlang eventuell unterwegs zubringen. Das war für die alte Dame doch fast unmöglich, wenn sie auch sonst fabelhaft rüstig ist; so war sie denn sehr glücklich bei dem Gedanken, bei uns bleiben zu können.

Wir packten unser Silber, die Töchter vergruben es auf den Knien liegend unter unserm Balkon,

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Sally Innes Siegfried: Aus der Russenzeit Ostpreußens. Verlag von Hapke & Schmidt, Berlin 1915, Seite 6. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:SiegfriedAusDerRussenzeitOstpreussens.pdf/10&oldid=- (Version vom 1.8.2018)