Seite:Serner - Letzte Lockerung, 1920.djvu/40

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

es nur die sein: die Unmöglichkeit schaffen zu wollen, daß jemals wieder ein Buch in jener Absicht geschrieben werde. Gesetzt, es gelänge: wer würde dann noch schlechte Bücher schreiben? … Das beste Buch: das unterlassene (Napoleon, Rimbaud, Lautréamont, Schukoff) … Ich würde mich freuen, zu hören, daß diese Seiten der letzte Mist sind, der geschrieben wurde. Ich würde mich sehr freuen.

59º Lust ist der einzige Schwindel, dem ich Dauer wünsche.

60º Selbstverständlich verkehre ich im Grunde gar nicht mit mir. Ich hoffe allerdings auch nicht mehr, mir einmal vorgestellt zu werden. O, die luden Beziehungen, so im Ganzen! (Ich ziehe das Hôtel du Roule in jeder Stadt energisch vor) … Zu sich ist man niemals auf dem richtigen Weg. Feststeht nicht einmal, daß man schlankweg geht. (Beobachtungen werden gemacht!) Man sollte endlich anfangen, mit den Beinen Sätze zu machen!!! … Ich vermute sehr, daß ich lediglich müllere. Wie …?

61º Lust ist alles. Meisterwerke sind keine Wiesenbenützungen. Leidenschaftlichkeit ist Talion. Witze sind Inzeste. Die Moral ist ein Kettenhandel.

Empfohlene Zitierweise:
Walter Serner: Letzte Lockerung. Paul Steegemann Verlag, Hannover 1920, Seite 38. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Serner_-_Letzte_Lockerung,_1920.djvu/40&oldid=- (Version vom 29.12.2019)