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selbst ad absurdum[WS 1] führen (zu Chignol): à la Gallette … (Charlot Chaplin: Gerh. Hauptmann – ein Waisenknabe.) … Humor aber? Ich sage nichts als: Kempinski (oder: die angelehnte Hintertür für blaulappige Sortiment-Sentiments) … O, es existiert ein derart torkeltoller Witz über sich selber, daß man sich zu seinem privatesten Vergnügen einige Monate von einem weiblichen Torso (nun ja) plündern läßt; und daß man in Äußerungen sich hineinspreizt, die andern das Blut in den Waden stocken machen (sozusagen). Mir machen sie freilich bloß alles sauer. Sauerst. (Die Milch der abgestandenen Denkungsart unter dem Bli-Blitz prengsten Blutes!) … Aber auch das ist bloß angenehm, durchaus nicht verständlich …

57º Man ist im Grunde immer erfolglos. Erfolg? Ein mehr oder weniger meisterlicher Irrtum. Nichts stimmt. (Nicht einmal das.) Je heftiger eine Ordnung proponiert wird, desto rapider ist die Unordnung, die sie schließlich aufführt. Würde einer die Idee (die letzte: den Sinn) liefern können, müßte alles allen klar sein und alles wäre in strahlendster Ordnung. Vermutlich. So aber … sind alle Ideen (etc. pp Unfug) geradezu ein Malheur. Eine Idee? Ein Erfolg. Folglich: ein Malheur. Das Christentum par exemple, ein raffiniertes Abwechslungsereignis, das sich als gutes Geschäft (Moral) gehalten hat, hatte den Weltkrieg, der ein schlechtes Geschäft war (mit und ohne Moral), auf dem Gewissen: – eine Paranoia heftigsten Wunschcharakters, hervorgetrieben aus dem Mangel an verdroschenen Oberlehrern, Inzesten, leichten Abreisegelegenheiten und ausgedehnter Selbstliebe … („Liebe deinen Nächsten wie …“ etc. pp Quatsch) … He, wie steht es mit dieser Selbstliebe? So: manchmal liebt man seinen Selbsthaß (falls nicht zu mißwachsen), aber immer wieder bis zum Selbsthaß und bis zur Verzweiflung (Mascotte-Bar). Selbstliebe ist das nicht, sondern Eitelkeit, naturellement. Gäbe es Selbstliebe, so könnte man auf

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: adsurdum
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Walter Serner: Letzte Lockerung. Paul Steegemann Verlag, Hannover 1920, Seite 36. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Serner_-_Letzte_Lockerung,_1920.djvu/38&oldid=- (Version vom 29.12.2019)