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welche nachher auf die Ausfuhr der Papierdrathformen in Holland gesetzt wurde.[1]

Hieraus werden wir es erklärlich finden, wie es Augsburger Papieren erst im Jahre 1519 gelingen konnte, „Papier auf die Form wie die Ravensburger zu machen[2]; so wie, dass unser frühe schon so gewerbthätiges Ulm erst in den Jahren 1635–1642 eine eigene Papierfabrik bekam, indem es zu diesem Behuf um jene Zeit eine eigene Abordnung nach Ravensburg schickte, welche Einsicht von den dortigen Papiermühlen nahm.

Durch solche Zustände lässt sich denn aber auch der hohe Preis des damaligen Papiers erklären, welches so gut wie keiner Concurrenz unterworfen war, und es ergiebt sich hieraus auch der Grund für die Reichthümer, welche sich zuerst die Familie Holbein erwarb, die man aber auch später bei der so reich begüterten Ravensburger Handelsgesellschaft antrifft, wovon Geldrich (Geldreich, s. Anmerk. 10. und 14. oben) und der sogenannte reiche Mettelin u. A. Mitglieder waren.

Die auffallenden Fortschritte in der Kunst des Formenmachens für die Papiere (Anmerk. 53.) sind aus den beiliegenden Zeichnungen der verschiedenen Wasserstempel zu ersehen: Fig. 1. 2. 3. 4. 8. 9. 10. 19. 20. 26. 27. 29–33. 39. 41. 42. 43. sind die Wasserzeichen der ersten Papiere, welche die Holbein in Ravensburg machten; die Wappenbilder des Ochsenkopfs sind hier noch unkenntlich – bei Fig. 6. und 7. tritt die Aehnlichkeit im Umrisse schon etwas deutlicher hervor,


  1. 53) Delalande a. a. O. Seite 404.
  2. 54) „Nach den Bau-Rechnungen zu urtheilen, muss gutes Schreibpapier früher in Ravensburg als hier (Augsburg) gemacht worden seyn. In den ältesten Bau-Rechnungen kommt zwar die Ausgabe pro papyro sehr oft vor, aber ohne Anzeige, ob es hiesiges Papier gewesen, in der (Rechnung) von 1457 aber finde ich, dass man Papier von Ravensburg für das Bauamt verschrieben hat, vermuthlich dergleichen grosses und schönes Papier, darauf die Rechnungen geschrieben sind. Nach Burkhard Zenk’s Chronik wurde 1468 die Mühle unter den Fischern gebaut, die nach den Steuer-Registern eine Papier-Mühle war. Man nahm aber erst 1513 das Papier auf das Rathhaus von einem hiesigen Papierer, Hans Oesterreicher, dieser brachte es auch so weit, dass er 1519 Papier auf die Form, wie Ravensburger machte. Man nahm von ihm in solchem Jahr von diesem 55 Riess, 14 Riess des dünneren Papiers, und 4 Riess median, dafür ihm 79 f. 1[fl]. 15 [xr]. bezahlt worden.“ (Kunst- etc. Geschichte der Reichsstadt Augsburg II. Theil von Paul von Stetten dem Jüngern 1788. Seite 7.)
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Friedrich Gutermann: Die älteste Geschichte der Fabrication des Linnen-Papiers. Weigel, Leipzig 1854, Seite 283. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Serapeum_6_283.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)