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Seestädte anfänglich allein in Händen hatten und dann später über die Engpässe der Alpen nach Deutschland verbreiteten. Alles was jetzt zur See in die nördlichen Länder gebracht wird, nahm damals den Weg durch Deutschland. Eine der bedeutendsten dieser Handelsstrassen, diejenige, welche von Italien durch Chur-Rhätien nach Deutschland führte, nahm ihre Richtung über Ravensburg.

Aber Handel und Gewinn waren nicht das einzige Ziel dieser bürgerlichen Regsamkeit, Künste und Wissenschaften blühten gleichzeitig in ihren Mauern und ein religiöser Sinn gedieh zu ernster Reife in ihrer Mitte; deutsche Redlichkeit leitete ihre Unternehmungen, und die Mässigkeit einer einfachen Lebensweise diente hauptsächlich dazu, das einmal Erworbene zu erhalten und einen ausserordentlichen Aufwand bei grossen Festlichkeiten, wenn es die Ehre gebot, zu sichern.[1]




In einem solchen ernst freundlichen Bilde stellt sich uns Ravensburg mit dem Eintritt in’s Mittelalter dar, zur Zeit als zwei Brüder, Frik und Hans Holbein, die ersten waren, die Papiermühlen daselbst erbauten, eine Familie, von welcher die Vermuthung nicht ferne liegt, dass der Maler Hans Holbein der Jüngere derselben entsprossen gewesen.

Nachdem Bürger-Annahme-Buch von Ravensburg erscheinen gleich zu Anfang des vierzehnten Jahrhunderts unter den ersten die beiden Brüder: Hans und Frik Holbein, welche um diese Zeit den sogenannten Hammer, ein Anwesen am Flattbach in der Vorstadt Oehlschwang zu Ravensburg, erkauft haben, das noch in der neuesten Zeit aus drei ganz nahe beisammen liegenden Papiermühlen besteht, die man unter der Benennung: der obere, mittlere und untere Hammer jetzt noch kennt.

Die Wasserkraft, wie sie damals den Flattbach durchfloss, mochte freilich dem grossartigen Unternehmungen dieser Holbeine nicht lange entsprochen haben[2], denn schon im Jahre


  1. 15) Gastfreundschaft war dem deutschen Städter eigen, und bei Gast- und Trinkgelagen liessen sie sich stattlich finden. Auch an grossen Festlichkeiten fehlte es in den Reichsstädten nicht. So wurde der siebenzehnte Turnier am Sonntag nach Sanct Bartholomäi 1311 zu Ravensburg gehalten, auf welchem mit grossem Gefolge erschienen sind: Eilf Herzoge und Fürsten, fünfundzwanzig Grafen, Einhundert sechzig und Acht Ritter und Edle. (Kloster-Chronik.)
  2. 16) Erst ein Jahrhundert später fanden Unterhandlungen mit dem [265] Kloster Weissenau statt, um den Flattbach durch Quellen aus dem klösterlichen Ort: Kvmmerlangen, zu verstärken. (Archiv.)
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Friedrich Gutermann: Die älteste Geschichte der Fabrication des Linnen-Papiers. Weigel, Leipzig 1854, Seite 264. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Serapeum_6_264.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)