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Grimm (Jakob Ludwig Karl). Die Namen meiner Vorfahren und nächsten Verwandten stehen Band V. 117–124. XV. 340. 341. bei Strieder. Ich bin der zweite Sohn meiner Aeltern und zu Hanau 4. Jan. 1785 geboren. Mein Vater wurde, als ich ohngefähr sechs Jahre alt war, zum Amtmann nach Steinau an der Straße, seinem Geburtsort, ernannt, und in dieser wiesenreichen, mit schönen Bergen umkränzten Gegend stehen die lebhaftesten Erinnerungen meiner Kindheit. Aber allzufrühe schon, den 10. Jan. 1796, starb der Vater, und ich sehe den schwarzen Sarg, die Träger mit gelben Zitronen und Rosmarin in der Hand, seitwärts aus dem Fenster, noch im Geist vorüberziehen. Ich weiß mir ihn überhaupt sehr genau vorzustellen, er war ein höchst arbeitsamer, ordentlicher, liebevoller Mann; seine Stube, sein Schreibtisch und vor allem seine Schränke mit ihren sauber gehaltnen Büchern, bis auf die roth und grünen Titel vieler einzelnen darunter sind mir leibhaft vor Augen. Wir Geschwister wurden alle, ohne daß viel davon die Rede war, aber durch That und Beispiel streng reformirt erzogen, Lutheraner, die in dem kleinen Landstädtchen mitten unter uns, obgleich in geringerer Zahl, wohnten,

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Jacob Grimm: Selbstbiographie. Chr. Garthe, Marburg 1831, Seite 148. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Selbstbiographie_(Jacob_Grimm).pdf/1&oldid=- (Version vom 1.8.2018)