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das Gemüt mit immer neuer und zunehmender Bewunderung und Ehrfurcht: Der gestirnte Himmel über mir und das moralische Gesetz in mir“ — — Wenn dies das Beste ist, was sie haben, so sind sie zu bedauern, denn ich weiß damit keinen Sinn zu verbinden. Über mir, und wenn ich auf den höchsten Baum klettere, sehe ich nicht, was sie Sterne nennen — und in mir — ich weiß nur, daß alles so ist, wie es ist — was bedeutet das Gebot: Es soll sein? Oder sollte es noch etwas geben, was selbst wir nicht zu begreifen vermögen?

Beutesonne 22.

Nach langer Pause kehre ich zu meinem Buche zurück!

Was ist Liebe? Die Frage ließ mir keine Ruhe. Immer kehrte sie mir wieder, und immer wieder zerbrach ich mir vergeblich den Kopf. Es schien mir eine Schande für das Ameisengeschlecht, daß es uns nicht gelingen sollte, die von uns abweichenden Eigentümlichkeiten des rohen Menschen kennen zu lernen und zu erklären, und da das Problem der Liebe nicht zu den Aufgaben gehörte, welche unserer Expedition ausdrücklich gestellt waren, so trieb mich Wißbegier und — gesteh’ ich’s nur, obwohl dies fast nach menschlicher Ansteckung aussieht — auch eine Art von Ehrgeiz, die Lösung der Frage auf eigene Gefahr zu versuchen. Es war ein Leichtsinn! Mit Schaudern denke ich an die Tage zurück, welche ich verleben mußte — ein Wunder, daß ich sie überleben konnte!

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Kurd Laßwitz: Seifenblasen. Leopold Voß, Hamburg und Leipzig 1890, Seite 97. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Seifenblasen-Kurd_La%C3%9Fwitz-1890.djvu/97&oldid=- (Version vom 20.8.2021)