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„Sklave der Lampe,“ rief ich, „bringe 300 000 Mark in Gold!“

„Das kann ich nicht, Herr,“ erwiderte der Geist, „das widerspricht den Gesetzen.“

„Wieso?“

„Alles gemünzte Gold gehört irgendwem als Eigentum. Ich darf es niemand wegnehmen.“

„So schaffe ungemünztes!“

„Das kann ich nicht, das wäre gegen das Gesetz von der unveränderlichen Erhaltung des Stoffes.“

„Hole es aus der Erde!“

„Das kann ich nicht. Dazu bedarf es mehr mechanischer Arbeit, als in meinem gegenwärtigen Körper angehäuft ist. Das wäre gegen den Satz von der Erhaltung der Energie.“

„Elender Sklave,“ rief ich, „warum konntest Du es Aladdin bringen?“

„Damals wußte man noch nichts von der Erhaltung des Stoffes und der Energie.“

„Wie, Du willst doch nicht behaupten, daß diese Naturgesetze damals nicht in Geltung waren?“

„Die Naturgesetze,“ antwortete der Geist, „sind nichts Anderes als der Ausdruck des wissenschaftlichen Bewußtseins einer bestimmten Zeit. In meinem transcendentalen Bewußtsein bin ich davon unabhängig; aber in meiner Thätigkeit in der Zeit, in Eurer Zeit, darf ich die Bedingungen nicht durchbrechen, welche die Grundpfeiler der modernen Kultur sind. Wir können

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Kurd Laßwitz: Seifenblasen. Leopold Voß, Hamburg und Leipzig 1890, Seite 73. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Seifenblasen-Kurd_La%C3%9Fwitz-1890.djvu/73&oldid=- (Version vom 20.8.2021)