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äußeren Kräfte der Natur gelangen kann. Denn sie hat erreicht die Tiefe, in welcher das Bewußtsein die Welt der Erfahrungen gestaltet und in welcher ihr alles Andere von selbst zufällt. Ihr seht nur das Zifferblatt der großen Weltenuhr und studiert den Gang der Zeiger; wir aber blicken in das Räderwerk und auf die treibende Feder, die wir selbst sind, und verstehen das Werk zu rücken. Euch trifft damit kein Vorwurf, Ihr konntet nicht anders vorwärtsschreiten, denn wo Ihr es versuchtet, die Welt zu verachten und das Glück aus dem Innern zu gewinnen, da riß Euch immer die hungernde Masse in den Zwang der Wirklichkeit, ehe Ihr mit dem Bewußtsein der Gesamtheit in das Idealreich zu dringen vermochtet. Ihr konntet die äußere Macht nicht entbehren. Um sie zu gewinnen, mußtet Ihr die Natur, die Ihr verachten wolltet, wieder in Eure Rechnung aufnehmen; Ihr mußtet beobachten und sammeln und nur durch Erfahrung könnt Ihr die Kenntnis gewinnen, die Euch mächtig macht. Und darin müßt Ihr fortfahren, Ihr habt kein anderes Mittel, denn Euer Denken ist nicht anders fähig, die Welt zu erkennen. Sie ist Euch nur zugänglich in Raum und Zeit und Notwendigkeit, und so müßt Ihr gehorchen.

Wir aber bedurften zwei Jahrtausende lang nichts von der Natur, als was sie uns von selbst schenkte. Hier gab es keine darbende und unwissende Menge, keine habgierige und übermütige Gesellschaft, keine Herren und Sklaven, sondern nur eine bescheidene Anzahl gleichmäßig harmonisch durchgebildeter, sich selbst beschränkender

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Kurd Laßwitz: Seifenblasen. Leopold Voß, Hamburg und Leipzig 1890, Seite 51. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Seifenblasen-Kurd_La%C3%9Fwitz-1890.djvu/51&oldid=- (Version vom 20.8.2021)