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seitdem das Glimmerblättchen entflogen, da sprengte ein frischer Nachtfrost das Körnchen los und es glitt über die Schneewand zu Thale. Bald rollte es im Wasser vom Bach zum Fluß und vom Fluß zum Meere; eine Woge schleuderte es auf den Strand, die Sonne trocknete schnell seine Seiten, und es fand sich zu seinem Vergnügen glatter und schöner wie je. — Wenn mich das Glimmerchen jetzt sehen könnte, dachte es, das würde sich gleich wieder in mich verlieben. Ein Wirbelwind erfaßte das Körnchen und warf es auf die Landstraße.

„Könnt’ ich mich nur erst den Menschen bemerklich machen,“ sprach es bei sich, „wie würden sie mich bewundern!“

Endlich kam ein Maultiertreiber vorüber, der trat auf das Körnchen mit seinen nackten Füßen und es bohrte sich vergnüglich in seine Sohle. Nicht lange, so fand der Treiber das ungemütlich; er begann zu fluchen. „Aha,“ dachte das Körnchen, „er fängt schon an mich zu bemerken; das sind die ersten Seufzer des Herzens.“ Und es bohrte recht kräftig weiter mit seinen Kanten und Ecken. „Verwünschter Weg!“ sagte der Treiber, griff nach seiner Decke, die auf dem Maultier lag, und rieb damit seinen Fuß. Dann warf er die Decke wieder auf das Tier. Das Körnchen haftete an der Decke und rutschte zwischen die Säcke, die das Maultier trug. Sie waren mit Korinthen gefüllt und wurden zu Schiffe gebracht. Das Körnchen war ziemlich zufrieden mit seinem ersten Erfolge, es kroch

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Kurd Laßwitz: Seifenblasen. Leopold Voß, Hamburg und Leipzig 1890, Seite 34. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Seifenblasen-Kurd_La%C3%9Fwitz-1890.djvu/34&oldid=- (Version vom 21.8.2021)