für die Spinne; und das imponierte Tröpfchen nicht wenig. Vielleicht ist sie doch die Welt, dachte es.
Am andern Tage wanderte das Glas wieder in die Tasche. Als der Mensch es aufs neue herauszog, hielt er es in die Höhe und redete laut vor einem großen Kreise von Zuhörern, die auf ihn hinblickten.
„Wahrhaftig,“ sagte Tröpfchen zur Spinne, „die Menschen sind Ihretwegen hier.“
„Es dreht sich alles um mich,“ erwiderte die Spinne und blähte ihr Nest auf.
Der Mensch aber sprach: „Was Sie hier sehen, meine Herren, ist nichts Besonderes — eine gewöhnliche Argyroneta; und nicht um Ihnen die Spinne zu zeigen, brachte ich sie mit. Aber an ihren Beinen lebt ein kleiner, mit bloßem Auge kaum sichtbarer Ektoparasit aus der Gattung der Saugwürmer, Trematoda, den ich zu Ehren seines berühmten Entdeckers Mystozoon Schleiermeier genannt habe. Ich stelle Ihnen denselben vor.“ —
Es wurde auf einen Augenblick dunkel im Saal, dann erschien auf einer großen Leinwand das Saugwürmchen in zehntausendfacher Vergrößerung, als ein scheußlicher Drache, mit Schuppen, Stacheln, furchtbaren Saugnäpfen und Zangen.
Wenn das auf der Spinne lebt, dachte Tröpfchen, so stecken wir doch vielleicht alle in ihr.
„Ich bin die Welt,“ sagte die Spinne.
„Aber auch dieses kleine Geschöpf, welches auf den Beinen von Argyroneta schmarotzt, fuhr der Redner
Kurd Laßwitz: Seifenblasen. Leopold Voß, Hamburg und Leipzig 1890, Seite 233. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Seifenblasen-Kurd_La%C3%9Fwitz-1890.djvu/233&oldid=- (Version vom 20.8.2021)