Was ringt sich herauf,
Weiß glänzendes Band,
Am steilen Hang,
Am gesprengten Felsen?
An des Gebirgs verwitternder Mauer
Klammert die sprossende Menschheit
Sich mit kletternden Ranken an.
Wo doch wurzelt die treibende Kraft,
Himmel und Erde die Säfte entringend
Zur unendlichen Arbeit?
Siehe, was hebt sich in dämmernder Ferne,
Wo der bleichere Himmel
Ringender Geister, emsiger Hände
Rastlos schaffende Sorge deckt?
Aus leichtem Rauch zum Gebilde geballt
Trittst du hervor,
Meinen sterblichen Augen
Enthüllst du dich gnädig, göttliches Bild,
Genius der Menschheit!
Das Haupt erhebst du,
Und geordnet im Raume
Rollen die Sterne gemessene Bahnen,
Zucken des Äthers leuchtende Wellen,
Strömen die Körper nach festem Gesetze,
Und im Zwang des geregelten Wirbels
Zu ewigem Kreislauf
Beugt sich Natur.
Im All verloren auf Weltenstäubchen
Soll ich verwehen, ein Spiel der Zeit,
Ziellos vernichtet?
Kurd Laßwitz: Seifenblasen. Leopold Voß, Hamburg und Leipzig 1890, Seite 219. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Seifenblasen-Kurd_La%C3%9Fwitz-1890.djvu/219&oldid=- (Version vom 20.8.2021)