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„Ich habe mich also geirrt,“ sagte Farnkraut zu Tröpfchen, „es waren gar keine Menschen.“ Und es nahm sich vor, nie wieder etwas zu sagen, bevor sich der Stein geäußert hätte.

„Dann möchte ich aber doch einmal die Menschen kennen lernen,“ rief Tröpfchen. „Ich will hinunter zu ihnen.“ Damit ließ es sich auf den Stein fallen und bat ihn um ein wenig Charakter.

„Den muß man sich selbst verschaffen,“ sagte der Kalkstein. „Nimm Dir von mir, soviel Du losbringst.“ Und Tröpfchen sog an dem Stein, aber es konnte nichts lösen.

„Es fehlt Dir an Bildung,“ mischte die Fichte sich ein. „Ich will Dir etwas Geistiges mitgeben. Könnte ich mit Dir wandern zu den Städten der Menschen und ihrer Weisheit lauschen! Wie glücklich müssen sie sein!“

Die Fichte rauschte mit ihren Ästen, die Luft strich über das Tröpfchen, und es saugte die Kohlensäure ein. Und da auf einmal konnte es den Kalk vom Steine nagen, und nun merkte es, daß es hartes Wasser geworden sei. „Das ist doch schon etwas,“ dachte es. „Bildung und Charakter habe ich, nun noch ein wenig Glück, und ich kann es mit den Menschen aufnehmen.“

Eben wollte es in den Bach springen, um fortzueilen, als sich aus dem Walde Gesang vernehmen ließ. Ein einzelner Wanderer kam den Berg herab, rüstigen Schrittes. Auch er hielt an der Fichte an und blickte hinaus in die Sonnenlandschaft.

Einsam und still war’s jetzt ringsum. Nur unten

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Kurd Laßwitz: Seifenblasen. Leopold Voß, Hamburg und Leipzig 1890, Seite 217. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Seifenblasen-Kurd_La%C3%9Fwitz-1890.djvu/217&oldid=- (Version vom 20.8.2021)