Seite:Seifenblasen-Kurd Laßwitz-1890.djvu/215

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

„Warum begnügen Sie sich nicht mit dem Naturgenuß?“

„Das ist etwas anderes. Nur die Ungleichheit ist kulturfördernd. Sehen Sie nicht, wie aus dem Einsturz drüben die mächtige Kuppe mit den drei Tannen hervorragt? Das ist Bismarcks Stirn! Die Elektrizität, die Weltkraft des Jahrhunderts, warum verteilt sie sich gleichmäßig auf der Kugel und strömt aus der Spitze aus? Passivität des Abgeflachten, Aktivität des Schneidigen, das sind die deutschen Grundkräfte, das lassen Sie uns aus der Natur lernen. Diese Landschaft hat ein durchaus germanisches Gepräge. Wie die Seele den Körper, baut sich der Geist die Natur, der Mensch das Gelände. Nur ein gläubiges Volk, dieser knorrigen Landschaft entsprossen, konnte das Pulver erfinden! Ist dieses Ei das letzte?“

„Sie sind in einem kleinen Irrtum, Verehrter. Hier zu unserer Rechten, über diesen Rücken läuft die Sprachgrenze. Alles, was Sie dort drüben beschrieben haben, ist nicht mehr deutsch. Sehen Sie die Karte.“

„Ach was, Karte! Bringen Sie kein Blatt Papier zwischen uns! Ich halte mich an das, was mir das lebendige Herz sagt, und wenn dies nicht deutsches Gebiet ist, so folgt daraus nur, daß unsere Grenzen zu eng sind. Es ist deutsch, es war deutsch und es wird deutsch sein, ich sage es Ihnen, denn nur im Gefühl ist Wahrheit. Haben Sie Feuer?“

„Mit Gefühl hätten Sie niemals die schwedischen Streichhölzer erfunden. Das ist kein Kulturprinzip.

Empfohlene Zitierweise:
Kurd Laßwitz: Seifenblasen. Leopold Voß, Hamburg und Leipzig 1890, Seite 215. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Seifenblasen-Kurd_La%C3%9Fwitz-1890.djvu/215&oldid=- (Version vom 20.8.2021)