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jetzt in all seinem Liebreiz zu ihm herab und umschlang ihn mit seinen Strahlenarmen. Er fühlte, wie seine Elementargewalt ihm verloren ging, und wußte nicht, ob das am Selbstbewußtsein läge oder vielleicht daran, daß er verheiratet war. Und er wollte noch klarer blicken, durch die leuchtenden Banden und Fesseln des Nordrots hindurch, bis ans Ende der Welt. Dort im Grunde der Dinge sah er ein Riesenweib sitzen, das fing Sonnen mit ihren Händen und warf sie in den Raum, daß sie sprühend verzischten.

Das ist gewiß das Objekt, dachte er, ich will mich ihm gegenübersetzen.

Da sprach das Weib: „Was willst Du, Erdgeist? Ich bin die Endlichkeit; und wer mich schaut, dem springt das Weltleid aus dem Haupte. Hebe Dich fort von mir!“

Er aber warf sich ihr zu Füßen und rief: „Sei mein Objekt, laß mich Dein Subjekt sein.“

Da zuckte es gewaltig um ihn rechts und links, daß sein Kopf in loderndem Feuer stand: starke elektrische Schläge durchschütterten ihn, und das Nordlicht rief:

„Was fällt Dir ein, vorwitziger Erdgeist? Mir hast Du Liebe geschworen und willst Dich hier zu diesem Objekt als Subjekt setzen? Ich bin Dein Objekt, und Du, armseliges Subjekt, gehörst zu mir. Jetzt hast Du Selbstbewußtsein, bist verantwortlich für Dein Ich und gebunden an Dein Du! Je höher im Geisterreiche man steigt, um so enger sind die Fesseln, die uns binden;

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Kurd Laßwitz: Seifenblasen. Leopold Voß, Hamburg und Leipzig 1890, Seite 204. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Seifenblasen-Kurd_La%C3%9Fwitz-1890.djvu/204&oldid=- (Version vom 20.8.2021)