betreffend Vernehmung in Sachen Beleidigung des Nachtwächters
Warmbier. Weiterhin ist hier ein dickbändiges
Manuskript: „Herzensnacht und Strahlenmacht“, Novelle
von Linolinde v. Zwinkerwitz, und von derselben Hand
ein ebenso starker Essay: „Über die Unsterblichkeit der
Seele, Gedanken einer Lebendigen“. Dazu ein Briefchen:
Teurer Freund! Nicht wahr, Sie lesen noch heute? Ort
und Stunde wie gestern, wo Ihr Urteil zitternd erwartet
L. v. Z.“
Schulze rang die Hände.
„Endlich,“ sagte der Kater, „ist noch ein Briefchen hier von derselben Hand. Es lautet: „Geliebter! Ich habe Mama alles gestanden. Sie erwartet Dich heute mittags. Ich schwelge im Glück! Ewig die Deine — Linolinde.“
„Mein lieber Herr Schulze,“ fuhr der Kater fort, „wenn Sie ein andermal die Zufriedenheit mitnehmen, dann lassen Sie jedenfalls die Negation nicht zu Hause. Ich habe die Ehre, Ihnen dieselbe wieder zu überreichen.“
Bei diesen Worten nahm der Kater mehr und mehr die Züge des Psychotomen an — auf einmal fühlte Schulze einen lebhaften Druck an seinem Kopfe und verlor zugleich die Kategorie und den Kater aus dem Gesichte. Schnell sprang er auf, fuhr in die Kleider, kühlte sein Haupt und trat in sein Studierzimmer.
Auf der Schwelle lag sein Stubenhündchen, der treue Nonsens; aus seinem Maule hing noch eines der Würstchen mit den Raumproben. Das gute Tier hatte sie für genießbar gehalten, da waren ihm die Koordinaten
Kurd Laßwitz: Seifenblasen. Leopold Voß, Hamburg und Leipzig 1890, Seite 175. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Seifenblasen-Kurd_La%C3%9Fwitz-1890.djvu/175&oldid=- (Version vom 20.8.2021)