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 In schwebender Pein,
Himmelhoch jauchzend,
Zum Tode betrübt —“

aber die Schlußzeilen fielen mir nicht ein.“

Forbach sah Amalie fragend an und sagte zu Siebler:

„Und wie malte Ihnen der Traum diese Stimmung? Denn der Traum spricht nur in Bildern.“

„Ganz richtig, nur kann ich dieselben nicht festhalten und muß mich begnügen, Ihnen den Gesamteindruck zu schildern. Das wesentliche Moment aber war dieses. Es wurde über das Traummonopol abgestimmt und schließlich hatte ich die entscheidende Stimme abzugeben. Ich stimmte dafür, es ging durch, und sofort auch war ich Traumminister. Ja, ich war verantwortlicher Chef des gesamten kolossalen Apparats der Schlaf- und Traumverteilung. Ich steckte bis an den Kopf in Seifenblasen, die ich fortwährend nach allen Seiten hin verteilen mußte, indem ich unausgesetzt in den Haufen hineinblies; da flogen sie nach jeder Richtung, und immer neue quollen hervor. In einem ungeheuren Amphitheater aber saß das gesamte Volk, jedem einzelnen flog eine Seifenblase an den Kopf und zerplatzte; sie wurde zu Glasscherben, die man mir mit Grimassen zurückwarf, und bald steckte ich bis an die Brust in den scharfen Splittern. ‚Das ist nicht mein Traum,‘ schrie der eine; ‚ich will einen anderen,‘ der zweite; ‚heute will ich gar keinen,‘ der dritte; ‚das ist ja erbärmliches Zeug,‘ der vierte; und so ging es weiter mit Beschwerden, und jedesmal flogen mir die Scherben um

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Kurd Laßwitz: Seifenblasen. Leopold Voß, Hamburg und Leipzig 1890, Seite 155. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Seifenblasen-Kurd_La%C3%9Fwitz-1890.djvu/155&oldid=- (Version vom 20.8.2021)