daß mein guter Freund Klx ein Männchen ist, in wenigen Tagen ist es mit ihm vorbei. Wäre er als Führer ausgekrochen, so hätte etwas aus ihm werden können; für ein Männchen macht er sich viel zu viel Gedanken. Es scheint wirklich, als wären wir alle schon ein wenig angesteckt von der Zerfahrenheit und Unbefriedigung der Menschen. So fragte mich Klx, warum er nach der Hochzeit sterben müsse. Dumme Frage! Weil er dann nichts mehr nutze ist. Gewiß hat er einmal etwas von dem sogenannten Selbstzweck gehört, auf den sich die Menschen etwas einbilden. Und was dann aus ihm würde? Ob es wahr wäre, daß er in die Erde komme, in den großen Ameisenstock, wo es nur Führer gibt und keinen Winter? Und ob im nächsten Jahre und dann immer wieder es Männchen geben würde? Und ob hinter dem Walde noch andere Wälder und darin Ameisen und immer wieder Ameisen wären? Und warum es so viele gebe, wenn sie doch nie miteinander Krieg führen und Puppen erbeuten könnten? Es sei oft ein seltsames Gefühl in ihm, wenn er daran denke, daß alles Dies wäre und geschähe und vorwärtsginge, gleichviel, ob er davon wisse oder nicht, und daß es so garnicht auf ihn ankäme und er doch seine Flügel und Fühler habe und seines Lebens sich freue. Ich sagte ihm, das fühle freilich ein jeder, aber man dürfe davon nicht reden, weil sich durch keine Worte sagen lasse, was das Ameisenherz in sich erlebt, und wenn er es andern übertasten wolle, so werde es etwas ganz andres werden, als er in sich fühle, und
Kurd Laßwitz: Seifenblasen. Leopold Voß, Hamburg und Leipzig 1890, Seite 114. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Seifenblasen-Kurd_La%C3%9Fwitz-1890.djvu/114&oldid=- (Version vom 20.8.2021)