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freudig entgegen, da er in demselben nur eine Trennung der Seele vom Körper erblickt. Denn was für Vortheile bietet ihm dieses Leben, nach dem er alle niedrigen und gemeinen Gelüste in sich getödtet? Sollte er sich nicht vielmehr freuen der Zeit, wo endlich sein Geist seinem erhabenen Schöpfer sich nähert, um Seligkeit zu genießen im Abglanze seiner Herrlichkeit? Er braucht sich nicht zu scheuen dorthin zu treten, da er kein Hinderniß mehr vorfindet, das ihn zurückhält und zurückweiset, wie es bei Jenen der Fall ist, die blos dem Eiteln und Nichtigen nachjagten, die sich ihren Weg nicht bahnten und erleichterten, diese allein sind es, die dorthin sich nicht nähern und anlangen dürfen, sie werden Hindernisse vorfinden, die sie zurückstoßen. Ihr also, die ihr Weise und Gelehrte zu sein behauptet, die ihr alle irdischen Vergnügungen verachtet, wie ihr es zu thun schuldig seid, warum fürchtet ihr und schreckt vor dem Tode zurück? Wenn euch schon die Wurzel angenehm ist, wie viel mehr sollte es auch die Frucht sein! Da rief der weise Simmias aus: Herr, du hast uns den Tod wünschenswerth gemacht, wie wohl wir ihn früher gefürchtet haben. Nach ihm sprach Milon: Bis jetzt fürchtete ich den Tod, und jetzt ein zulanges Leben. Hierauf entgegnete Kriton: Warum fürchtest du ein langes Leben? Wenn du den Tod liebst und ihn suchest so wirst du ihn finden, er wird sich dir nicht entziehen.

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Pseudo-Aristoteles: Hatapuach. [s.n.], Lemberg 1873, Seite 13. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Sefer_ha-Tapuah_Lemberg_1873.pdf/12&oldid=- (Version vom 4.12.2023)