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tief zu Herzen nehmen, „daß wir auf dieser Erde keine bleibende Stätte haben,“[WS 1] daß wir nur Fremdlinge und Pilger sind, die über kurz oder lange einst Alle heimgerufen werden in’s Vaterhaus. Lassen Sie uns von den Gräbern hier einsehen lernen, daß der Mensch einer Blume gleicht, die heute schön und lieblich blühet, und, ach, schon morgen wieder verwelket! Lassen Sie uns überhaupt bedenken, daß Alles, was irdisch ist, auch deswegen schon vergänglich seyn muß. Daher wollen wir dieses hinfällige Pilgerleben mit seinen Gütern so genießen, daß wir, im Hinblicke auf unser himmlisches Vaterland, immer mehr und mehr nach dem Ewigen, nach dem Unvergänglichen, d. i., nach dem Reiche der Wahrheit und Tugend streben. Seyen wir dem Knechte gleich, der da, seinen Herrn erwartend, die Laterne bereit hält, den Ankommenden zu empfangen. Dann werden wir getröstet und ruhig, sey es heute noch, sey es um die Stunde der Mitternacht oder des Morgens, wenn der Todesengel kommt, ihm traulich die Hand bieten, und uns hinüber tragen lassen in die Arme unsers Vaters, wo wir alle die Edlen und Guten, die uns vorausgegangen, im Glanze ewiger Herrlichkeit wieder schauen werden. – Und bis dahin ruhe auch die Hülle des

Anmerkungen (Wikisource)

  1. schließende Anführungszeichen nicht in der Vorlage (Hebräer 13, Vers 14)