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Wort uns lehrt: Wohl dem! der Güter hat, und sich Schätze sammelt für das ewige Leben! –

Lebte der Verblichene edel denkend im Verbande seiner Gemeinde – Er achtete die Leitsterne der heiligen Religion. Ueberzeugt von der Wahrheit und Ewigkeit dieses himmlischen Geschenkes, schämte er sich zu keiner Stunde, im Schoose der Kirche zu leben, die einst der Sohn Gottes auf dieser Erde auf Felsen gründete, die nicht erschüttert werden, ob mächtig auch seit achtzehnhundert Jahren gegen sie feindliche Orkane wüthen. Anerkennend, daß eine allwaltende Vorsehung Gottes Alles leite und der Menschen Schicksale ordne, ward kein Leiden, keine Trübsal vermögend, sein festes Vertrauen nach Oben zu beschränken. Und in dieser Ueberzeugung wandelnd nahm er seine letzte, beschwerdevolle Krankheit willig und mit vollkommener Ergebung an als einen Kelch, der zur Prüfung ihm dargeboten war, aus göttlicher Hand, nicht verkennend das Wort des heil. Paulus, „daß Alle, die Gott lieb hat, Er auch züchtige, daß jede Prüfung in ihrer Andauer Schmerzen zeuge, den Geübten aber Bewährung verschaffe in den schönsten Früchten der Gerechtigkeit, und daher denen, die Gott wahrhaft lieben, auch Alles zum Guten gereiche.“ – Schon frühe raubte ihm des Todes Allgewalt seine geliebten Eltern,