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weder den Tag, noch die Stunde wissen.“ Dem Tode ist keiner zu arm, und keiner zu reich; keiner zu niedrig und keiner zu angesehen; keiner zu alt und keiner zu jung; er reißt mit unerbittlicher Strenge den Säugling von der Mutterbrust; er raubt den Kindern ihre Eltern, und macht Eltern kinderlos, und merkt nicht auf die Thränen und Klagen der verlassenen Wittwen etc.

Von dieser Wahrheit sehen wird uns heute wieder aufs Neue überzeugt.

Wir haben hier so eben einen Jüngling beerdigt, der, der einzige Sohn einer trostlosen Wittwe, die einzige Stütze ihres Alters war. Und sieh, der Tod hat ihn schnell und unvermuthet hinweggenommen; und wir sehen unvermuthet hinweggenommen; und wir sehen trauernd und weinend die trostlose Mutter mit ihrer noch übrigen kleinen Tochter vor uns.

Meine Lieben! es ist dieses ein harter Schlag, es ist ein grosses Elend, das nur diejenigen zu fühlen vermögen, die sich in die Lage dieser verlassenen Wittwe ganz versetzen können. – – Aber tröste dich, liebe Mutter! Du hast dem Herrn den einzigen Sohn, den du hattest, zum Opfer gebracht; Er hat ihn gegeben, Er hat ihn genommen, Er wird ihn dir ernst wieder geben. Und, was Gott thut, ist doch alles gut. Er hat ihn hinweggenommen aus einer bösen