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Wahrheit. Wir verstehen Luther und unsere Reformatoren in ihrem Urteil wohl; es waren gewaltige Machtwirkungen des Antichrists, die ihnen in ihren Hauptgegnern gegenüberstanden und von ihnen zu bekämpfen waren, doch der Antichrist selber war noch nicht aus den Plan getreten.

 Seit der Reformation hat die römische Kirche zu dem Vielen, was sie gegen die Schrift und gegen die christliche Wahrheit trotz des Gegenzeugnisses der Reformation mit sich fortschleppt und festhält, in dem Unfehlbarkeitsdogma ein neues Stück Antichristentum hinzugefügt, denn für jeden Christen bleibt das in Gottes Wort gebundene Gewissen der oberste Richter in allen Glaubenssachen, wie aus Römer Kap. 14 und 1. Kor. 8 und 10 hervorgeht, desgleichen aus 1. Joh. 2, 20 und 27; kein Mensch darf über das Gewissen des Christen sich eine bindende Autorität anmaßen, noch braucht der Christ von einer menschlichen Autorität eine sein Gewissen bindende Weisung zu holen, er steht ohne menschliche Mittelsperson Gott dem Herrn gegenüber, wie auch ein jeder für sich selber Gott Rechenschaft geben muß. Römer 14, 12.

 Es wäre aber ganz verkehrt zu meinen, daß nur in der römischen Kirche Wirkungen des Antichrists zu erkennen seien, es steht vielmehr so, daß im Bereich des Protestantismus gegenwärtig die Hauptwirkungen des Antichristentums zu erkennen sind: alle die Lehrer und Prediger, welche Jesum nicht als den Sohn Gottes anerkennen, und alle diejenigen, welche das Wort Gottes meistern und nicht als Wort der Wahrheit anerkennen und sich ihm nicht unterwerfen wollen, stehen unter dem Einfluß des antichristischen Geistes, und lassen den katholischen Mitchristen ihre von der Reformation bekämpfte römische Kirche als den Hort der Wahrheit erscheinen. Der Abfall von Gott hat in der protestantischen Christenheit schon seit langem begonnen. Wo sind die Theologen, welche sich Luthers Mahnung zu Herzen nehmen: „wer an die Schrift herangehe, der müsse es mit Furcht tun, sonst werde er sicherlich Schaden davon haben.“? Wir gedenken jetzt der Reformation und ihrer Segnungen. Neben verschiedenen Fürsten waren es damals vornehmlich die Städte Deutschlands, welche die Träger der Reformation waren, Gut und Blut dafür einsetzten. In der Gegenwart tragen sie den Stempel der Kirchenverachtung an sich und ziehen häufig die vom Lande Zuwandernden gar schnell in die gleiche Richtung hinein.

 Zur Vorbereitung des Antichristentums gehört auch die internationale Sozialdemokratie; ihre Losung: „Religion ist Privatsache“ – eine Losung, die auch bei anderen Richtungen Anklang findet – weist das Christentum aus der Volksgemeinschaft hinaus, und es sollen doch Völker zu Jüngern gemacht werden.

 Auch die Freimaurerei, die wir übrigens den Engländern verdanken, ist Vorbereitung auf das Antichristentum, denn sie setzt das