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verstanden, und soviel ist gewiß, daß natürlich, solange die Gesetze in Kraft sind, Gesetzlosigkeit nicht eintreten kann. Nach Daniel Kap. 10–12 aber hat man darunter vielmehr jenen großen Geisterfürsten zu verstehen, welcher von Gott aufgestellt ist, um der Beeinflußung der Völker durch die Geistesmächte der Bosheit Widerstand zu leisten. An dem Erzengel Michael, der für das heilige Volk steht, hat dieser Geisterfürst einen Bundesgenossen. Wenn aber dieser Fürst sich, jedenfalls durch göttliche Veranlassung, zurückzieht und seine aufhaltende Tätigkeit abbricht, dann gibt es für das Hereinfluten der höllischen Mächte kein Aufhalten mehr, und die abgefallene Welt ist dem Verderben rettungslos preisgegeben.

 Doch steht das Ende dieses Gottesfeindes und seines ganzen Lügenwerkes unmittelbar vor der Türe. „Der Herr wird ihn umbringen“, sagt der Apostel, „mit dem Geist seines Mundes“, nach Jes. 11, 4, und das ganze Lügengebäude des Teufels wird angesichts der herrlichen Erscheinung des wahren Herrschers über die Welt in sein Nichts zerfallen.

 Er ist sehr bemerkenswert, daß der Apostel diese Belehrung seinen neugewonnenen Gläubigen in Thessalonich schon bei seiner ersten Anwesenheit unter ihnen gegeben hat. Et hat sie also für ein durchaus notwendiges Stück christlichen Unterrichts und christlicher Erkenntnis gehalten.

 Auf Daniels Weissagungen vom Antichrist nimmt Bezug auch der Herr selber in seiner Rede, mit welcher Er auf die Frage der Jünger: „Welches wird das Zeichen sein Deiner Zukunft und der Welt Ende?“ Antwort gibt, Matth. 24, 15: „Wenn ihr nun sehen werdet den Greuel der Verwüstung, davon gesagt ist durch den Propheten Daniel, daß er stehe an der heiligen Stätte,“ usw. Der Herr bezieht sich hier auf Daniel Kap. 9, 27, wo dieses Ereignis dargestellt wird als Strafgericht über das christusmörderische Volk. Daß es aber nicht mit der Zerstörung Jerusalems durch Titus im Jahre 70 nach Christo gleichzusetzen ist (ein Vorspiel mag diese Zerstörung gewesen sein), ergibt sich daraus, daß ja der Herr in seiner Rede vom Ende der Welt reden will. Wir werden also auch die Ausführungen des Herrn in dieser seiner Rede vom Ende, wo sie die letzte Drangsal schildert, zu verstehen haben von der antichristischen Zeit. Doch kommt der Herr nicht auf die Einzelperson des Antichrists zu sprechen, statt dessen redet er von dem Aufstehen falscher Christi, von denen sich die vom Antichrist bedrängten Gläubigen nicht dürfen verlocken lassen, sowie von dem Aufstehen falscher Propheten, von deren Auftreten in der Endzeit wir hier zum ersten Mal in diesen Weissagungen hören. Außerdem hebt der Herr hervor die Schrecklichkeit dieser letzten Zeit; es wird eine einzigartige Trübsalszeit sein; die Trübsal wird so hoch steigen, daß eine Verkürzung derselben eintreten muß, wenn überhaupt