Marg. Du bist sehr krank, Tochter! aber Gott Lob! daß du nur so weit wieder hergestellt bist.
Liesch. Krank? Nein, liebes Schwesterchen, krank must du ja nicht werden.
Leopold. Wie ist dir denn jetzt, gutes Mädchen?
Rösch. So ziemlich wohl; aber da liegt mirs so schwer, und drückt mir ans Herz, wie ein Zentnerstein; und mein Kopf, mein Kopf, der brennt wie eine Feuergluth.
Marg. Komm, Kind! leg’ dich zur Ruhe.
Liesch. Ach! da ist ja Vater Pöll!
Margr. Was steht Ihr denn so da? Seht Ihr denn nicht? Röschen ist wieder da!
Pöll. (ohne sie anzusehen.) Freut mich! freut mich! aber laßt mich nur jetzt, laßt mich! ich muß hinaus ins Freye, muß mir Luft machen. Da! da! (wirft die Rolle hin, und läuft ab.)
Liesch. (die Rolle aufhebend.) Was ist denn das Mutter? das ist ja so schwer;
Marg. Laß sehen! – Um Gotteswillen. Gold; Lauter Gold; Was soll denn das wieder? Sieh nur Röschen!
Rösch. Schönes Gold! Wir brauchens Mutter! Aber hätt’ ich doch nur meinen Willhelm wieder; zehn solche Rollen wollt’ ich drum geben.
Leopold. Beruhige dich einmal, liebes Mädchen! vielleicht kömmt dein Willhelm wieder.
Rösch. Wollte Gott! es wäre so! führt mich doch in die Kammer, Mutter, ich bin so matt; laßt mich schlafen gehen.
Franz Philipp Adolph Schouwärt: Die Ueberschwemmung. , Frankfurt am Mayn 1784, Seite 79. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Schouw%C3%A4rt_%E2%80%93_Die_Ueberschwemmung_(1784).djvu/79&oldid=- (Version vom 24.10.2016)