Klaft. Sieh da, Hr. Weiler! wo stecken Sie denn daß man Sie seit einigen Tagen nicht mehr gesehen? Ist Ihnen mein Haus auf einmal zuwieder geworden?
Weiler. Das eigentlich nicht.
Klaft. In der Noth lernt man Freunde kennen; die einen dann immer vergessen. Nun ich so mit genommen, und beynahe zum Bettler geworden, so –
Weiler. Den ersten Vorwurf verdien’ ich gewis nicht. Fremde Leiden zu lindern, ist mein Beruf und meine Pflicht, und ich glaube, ich habe dieser Stimme nach Kräften gefolgt. Dies war eben die Ursache, warum ich das Vergnügen, bey Ihnen zu seyn, meinen übrigen Geschäften aufopfern mußte. Ich nahm indessen gewis lebhaften Antheil an dem Unglücke welches auch Sie betraf.
Klaft. War groß, sehr groß: Glauben Sie mirs als ehrlichem Manne; ich werde mich Jahrelang nicht wieder erholen können.
Weiler. Ich bedaure; aber wie hart ist das Loos derer, die zeitlebens arm und elend ist?
Klaft. Denken Sie nur – ich wollte gerne von dem übrigen schweigen – aber denken Sie – mein schöner Park, den ich erst vor etlichen Jahren angelegt. Ich fuhr diesen Mittag ein wenig nach dem Gute hinaus; ich kann Ihnen mein Schrecken über den Anblick nicht schildern; es hätte mich fast der Schlag gerührt; aber so bliebs doch noch bey einer bloßen Ohnmacht; ich muste, weil mir etwas schlimm
Franz Philipp Adolph Schouwärt: Die Ueberschwemmung. , Frankfurt am Mayn 1784, Seite 73. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Schouw%C3%A4rt_%E2%80%93_Die_Ueberschwemmung_(1784).djvu/73&oldid=- (Version vom 24.10.2016)